Translationen

1956 startete der Walter Verlag in Olten, angeregt durch den Schriftsteller und Sohn des Firmengründers, Otto F. Walter, ein bemerkenswertes literarisches Programm, in dem 1961 auch der Roman »Im Bereich einer Nacht« von Jean Cayrol erschien, übersetzt von Paul Celan. Weil Celan einige Zeit danach Schwierigkeiten mit dem S. Fischer Verlag in Frankfurt hatte, bot ihm Otto F. Walter an, sein bisheriges und künftiges Werk im Walter Verlag zu veröffent­lichen. Er versprach Celan, dieses mit aller Kraft und Liebe editorisch zu betreuen. Für den nächsten Gedichtband Celans, der 1967 erscheinen sollte, offerierte Otto F. Walter dem Lyriker eine unglaubliche Honorargarantie von mehr als 20.000 Franken. Um die Gunst des bedeutenden Lyrikers und Übersetzers Celan begann ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Otto F. Walter und Siegfried Unseld vom Suhrkamp Verlag. Um ein Haar wäre es Otto F. Walter gelungen, Paul Celan in den Walter Verlag zu holen. Wie anders würde sich die Firmengeschichte der Verlage Walter und Suhrkamp heute lesen.

Martin Zingg, geboren 1951 in Lausanne, lebt in Basel, wo er als Publizist und Autor arbeitet und gelegentlich auch übersetzt. Von 1982 bis 2006 gab er, gemeinsam mit Rudolf Bussmann, die Literaturzeitschrift »drehpunkt« heraus. Verschiedene Veröffentlichungen, darunter »Folgendes: Otto F. Walter über die Kunst, die Mühe und das Vergnügen, Bücher zu machen«; in der Edition Isele hat er zwei Bände herausgegeben: »Martin Walser: Woher diese Schönheit. Über Kunst, über Künstler, über Bilder« und »Martin Walser: Winterblume. Über Bücher von 1951-2005«. Zuletzt erschien der Prosaband »Selbstanzeige« (Engeler, 2015).

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