Transzendenz und Immanenz Gottes bei Giordano Bruno

Doktorarbeit / Dissertation aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Philosophie - Philosophie der Neuzeit (ca. 1350-1600), Note: Befriedigend, Universität Wien (Philosophie), Sprache: Deutsch, Abstract: Bis in unser Jahrhundert sind die Einschätzungen über Giordano Bruno sehr ambivalent. Von den einen wird er gefeiert als Wegbereiter der neuzeitlichen Philosophie und als wichtiger Vertreter der damals aufkommenden naturwissenschaftlichen Bewegung, die von Kopernikus ausging. Von anderen wird er als magisch verbrämter, unsystematisch-spekulativer Obskurantist verworfen. Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob und wie Gott in der Philosophie Brunos gedacht wird. Hierbei kann eine sehr starke Ambivalenz in der Sekundärliteratur festgestellt werden. Teile der Forschung sehen bei Bruno einen Pantheismus (siehe Hirschberger), andere erkennen bei ihm einen stark platonischen bzw. neuplatonischen Bezug beim Gottesbegriff. Zunächst soll die Frage des Gottesbegriffes als solche im gesamten Werk Brunos herausgearbeitet werden. Manche Interpreten wollen auch eine Wende hin zum Pantheismus im Spätwerk (in den lateinischen Schriften) erkennen. Verweise zu Gott finden sich in allen Werken. Zentrale These dieser Arbeit ist es, dass bei Bruno eindeutig von einem neuplatonischen Gottesbegriff gesprochen werden kann. Gott geht nicht vollständig in der Natur auf, sondern die Transzendenz Gottes wird in allen Werken systematisch deutlich. Die These des Pantheismus ist jedoch aus mehreren Gründen sehr naheliegend. Diesen Gründen soll in weiterer Folge nachgegangen werden. Bruno betrachtet die Welt als Schatten bzw. als Spiegel Gottes. Das 'Neue' gegenüber antiken bzw. mittelalterlichen Vorstellungen des Neuplatonismus ist die Aufwertung des Begriffes der Materie. Diese bezeichnet Bruno als etwas 'Göttliches' und damit widerspricht er etwa Plotin, der die Materie als das 'Böse' bezeichnete. Bei Plotin ist die letzte Stufe der Emanation die Materie. Sie ist aber nichts 'Göttliches', sondern nur noch Negation des Guten, Prinzip des Bösen und so der Gegenpol des Ur-Einen. Die Materie wird jedoch nicht als konkret stoffliches Ding gesehen, sondern ist ontologisches Prinzip, das als Grundlage aller körperlichen Stofflichkeit dient. Dieser Dualismus der Antike und des Mittelalters wird im Neuplatonismus der Renaissance Schritt für Schritt aufgehoben bis sie bei Bruno schließlich zum 'Göttlichen' erhoben wird. Diese Tatsache ist vermutlich für viele Interpreten der Grund gewesen Bruno in die 'Pantheismusecke' zu stellen. Es sei jedoch drauf hingewiesen, dass das 'Göttlich' nicht mit Gott gleichzusetzen ist. [...]

Gerhard Lechner wurde 1974 in Bad Ischl/Österreich geboren. Er studierte Philosophie und Volkswirtschaft und ist spezialisiert in den Bereichen Neuplatonismus und Hermetik. Beruflich war er bisher in der Finanzbranche tätig und ist seit 2014 bei der FH Joanneum in Graz beschäftigt.

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