Identitätspolitik steckt in der Sackgasse: Empowerment wird auf Gender-Sternchen und die Vermeidung des N-Worts verkürzt. Überall sollen Minderheiten vor möglichen Verletzungen geschützt werden - in Uniseminaren, Kunst und Mode, im Netz und bei öffentlichen Events. Für alle, die Politik nicht mit eigener Betroffenheit belegen, schließt sich die Debatte. Wer mit der anspruchsvollen Pflichtlektüre nicht hinterherkommt, ist raus. Die solidarische Kritik an diesen Exzessen wird zum Dilemma in einer Zeit, in der Rechte gegen Unisextoiletten und die 'Ehe für alle' hetzen - und Linke darin 'Pipi fax' oder den Aufstieg von Trump begründet sehen. Zwischen Abwehr und Abschottung richtet der Band den Blick auf die Fallstricke der Identitätspolitik und sucht nach Allianzen jenseits von Schuldzuweisungen und Opferkonkurrenz.

Die Herausgeber*innen Eva Berendsen, Saba-Nur Cheema und Meron Mendel haben in der Bildungsstätte Anne Frank auf unterschiedliche Weise mit Wohl und Wehe der Identitätspolitik zu tun. Direktor und Antisemitismusexperte Dr. Meron Mendel wird oft von falschen Freund*innen umworben, die seine Position als friedensbewegter Israeli für ihre Boykott-Zwecke einzunehmen versuchen. Als PR-Chefin scheitert Eva Berendsen regelmäßig daran, die Ansprüche diskriminierungssensibler Sprache in lesbare Texte zu gießen. Saba-Nur Cheema bringt als Leiterin der Pädagogik Rassismus- und Antisemitismuskritik unter einen Hut. Es eint die Überzeugung, dass wir raus müssen aus unseren Komfortzonen, um dem Rechtspopulismus etwas entgegen zu setzen.

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