Trotzige Herzen

Auf den Bergen lag dichter bläulicher Herbstnebel; er schien liebkosend festgehalten zu werden in den unzähligen Wipfeln der Buchen und Eichen und verflüchtigte sich erst zu einem dünnen zarten Schleier, als die Wälder zurücktraten, um den Häusern des Städtchens Platz zu lassen. Die kleine norddeutsche Residenz zog sich reinlich und niedlich, als habe eine Kinderhand sie soeben der Spielzeugschachtel entnommen, in die Ebene hinunter. Ueber ihr, stolz und frei auf einem Kegel erbaut, thronte das herzogliche Schloß mit seinem stumpfen Turm und dem mächtigen Flügelbau. Die herrlichen weiten Gärten, die mählich in den Wald übergingen, stiegen abwärts bis zum Schloßplatz, an dem die Wohnungen der Hofbeamten, das Herrenhaus der Domäne, der Marstall, das Theaterchen, die Hofkirche und der Gasthof lagen. Erst hier begann die eigentliche Stadt. Schnurgerade Straßen, mit alten dichtbelaubten Kastanien besetzt, führten zum Marktplatz. Oben standen noch einige stattliche villenartige Gebäude, hier unten herrschten die kleinen Bürgerhäuser vor, und allmählich wurden es gar Hütten. Aus den Regionen des Hofes gelangte man in die Regionen, wo sich das geschäftliche Leben abspielte, das in Ackerbau und Viehzucht gipfelte, demzufolge die Residenz einen fast dörflichen Anstrich in ihrem centralen Teile bot und weder für ein patentes Schuhwerk noch für verwöhnte Nasen etwas Anziehendes hatte.

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