Über die Wahrheit. Teilband 3

Der hier vorgelegte Band enthält Untersuchungen, in denen Thomas Fragen der menschlichen Erkenntnis nachgeht. Nicht nur die Art und Grenze der Erkenntnis der materiellen Dinge und des göttlichen Seins, auch die Erfassung der eigenen Bestimmungen des Geistes ist zu klären: die Erkenntnis seines Wesens, seiner Haltungen und seiner grundlegenden Motive. In den anschließenden Untersuchungen geht es um die verschiedenen Vermittlungen der Erkenntnis. Menschliches Wissen ist weder ohne entsprechende Dispositionen noch als bloße Vergegenwärtigung zu denken, die nur eines äußeren Anstoßes bedürfte (Platons Anamnesis). Seine Konzeption verknüpft Thomas mit einer Vielzahl von überraschenden pädagogischen Beobachtungen. Wenn aber eine Religion wie das Christentum sich auf Offenbarung beruft, dann muss sie angeben können, wie sich eine solche Vermittlung denken lässt. Solche rein innertheologisch anmutenden Fragen wie die zur Prophetie hat aber nicht nur die antike, sondern auch die arabische Philosophie schon gestellt. Auf dem Wege, hier zu einer kohärenten Konzeption zu gelangen, hat sich Thomas mit diesen Positionen intensiv auseinandergesetzt. Dass auch bedeutende Denker der christlichen Tradition wie Augustinus eine wichtige Rolle spielen, versteht sich von selbst.

Thomas von Aquin kommt um 1225 in Roccasecca bei Aquino zur Welt. Gegen den Willen seiner adeligen Familie tritt er während des Studiums in Neapel dem Dominikanerorden bei. Weitere Studienjahre in Paris und Köln bei Albertus Magnus folgen. 1252 beginnt Thomas die eigene Lehrtätigkeit zunächst in Paris, später in Italien, schließlich in Rom mit verschiedenen Ämtern im Vatikan. In seinen Vorlesungen stellt er bedeutende Kommentare zu Aristoteles vor, die bis heute grundlegend für die christliche Glaubenslehre sind. Hatte Thomas bereits in dem Frühwerk Über Seiendes und Wesenheit die Grundzüge seines philosophischen Denkens - den Realunterschied zwischen 'Sein' und 'Wesen' -dargelegt, folgt mit der Summe der Theologie eine didaktisch-systematische Darlegung fast aller philosophisch-theologischen Lehrgebiete. Dieses Handbuch zur Ausbildung der Dominikaner soll das Ungleichgewicht zu ungunsten der Dogmatik beheben und sich nicht auf Moraltheologie und Beichtpastoral beschränken. Die Einbeziehung aristotelischer Lehren in die Philosophie und Theologie hat bereits zu Lebzeiten Thomas von Aquins heftigen Widerspruch zur Folge, mehrere Sätze werden als häretisch verurteilt. Dennoch setzt sich seine Lehre durch, 1323 wird er heiliggesprochen und im 16. Jahrhundert in den Rang eines Kirchenlehrers aufgenommen. Thomas von Aquin hinterläßt mehr als 80 Schriften und stirbt 1274 auf einer Reise zum Konzil in Lyon.

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