Über die biographische Methode in der Psychotherapie

Drei Argumente für die biographische Methode wurden vorgestellt und diskutiert: Krankheit ist ein Teil des geschichtlichen Lebensprozesses des Menschen, die Beschäftigung mit der Lebensgeschichte ermöglicht ganzheitlichen Zugang zum Menschen und die Biographie gibt dem Menschen Orientierung im zeitlichen Verlauf. Die Gestaltung einer Biographie erfüllt ein Bedürfnis nach »erzählerischer Ordnung« im Sinne einer plausiblen Rekonstruktion des Gewordenseins und damit verbunden eine Orientierung für Gegenwart und Zukunft. Die biographische Methode ist ein bedeutendes Bindeglied zwischen den tiefenpsychologischen Schulen, die sich jedoch im Hinblick auf Zukunftsbezug wieder unterscheiden. Gerade im gestörten Zukunftsbezug wird ein Charakteristikum psychischen Krankseins erkennbar. Das Haften in der Vergangenheit und deren fehlende Neubewertung kann als ein grundlegender Faktor psychischen Krankseins angesehen werden (»Werdenshemmung« bei v. Gebsattel). Die wechselseitige dynamische Abhängigkeit der Zeitdimensionen (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) erfährt bei Konfliktneurosen eine Einschränkung mit der Folge eines unvollkommenen Gegenwarterlebens und der Wiederkehr unerledigter Erlebnisse (»Präsentisch-Werden der Vergangenheit«; v. Gebsattel). Bann und Faszination bilden nach Wyss die Voraussetzung für das Präsentisch-Werden der Vergangenheit. In einem weiteren Schritt wurde eine methodologische Begründung für die Biographie skizziert, deren Kern die Narration bildet. Biographische Darstellungen sind jedoch neben einem narrativen auch durch einen argumentativen Aspekt gekennzeichnet. Die Narration ist jedoch nur mit Bezug auf eine Vor-Orientierung möglich, die durch allgemeine Gesetzmäßigkeiten, einen anthropologischen Deutungshintergrund und »paradigmatische Geschichte« gewährleistet ist.

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