Übergang zum Untergang

Der untergehende Nietzsche will den Kaiser in der Hand haben, das Christentum zerstören, an die Stelle des Gekreuzigten treten, eine neue Zeitrechnung einführen: das Programm des Übergangs bereits beim frühen Nietzsche wiewohl moderater, in harter Form das Programm der französischen Revolution. Ähnliches beseelt Teile des politischen und sozialen Denkens - auch affirmativ. So wirr Nietzsche letzte Äußerungen klingen, der Wahn enthüllt, was Ideologie wie Begehren verschweigen, wovon Intellektuelle politisch träumen, wie das Unbewusste die Politik antreibt, wie sich die Bürgerinnen an die sozialen Systeme so begeistert wie unterwürfig anschließen. Derart transformiert sich Wahn in Aufklärung und entlarvt die Vernunft jener Experten, die die Welt retten wollen, was weder der übergehende noch der untergehende Nietzsche intendiert hätten. Im Rückgriff auf die französische Philosophie nimmt das Buch Nietzsches allerletzte wirre Äußerungen ernst, interpretiert in ihrem Licht sein Denken seit dessen Anfängen als durchgängig politisch, wiewohl weltfremd, aber just dadurch die politisch soziale Welt erhellend, in der sich zwischen der Sprache des Wahns und der der Vernunft schon lange nicht mehr hinlänglich unterscheiden lässt.

Hans-Martin Schönherr-Mann Prof. für Politische Philosophie an der Ludwig-Maximilians Universität München, Gastprofessor an den Universitäten von Innsbruck, Eichstädt, Regensburg, Venezianische International University Venedig, Turin, Passau

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