Die Spätantike ist eine Epoche vielgestaltiger Umbrüche und Neuansätze. Diese lassen sich in der Literatur in gleicher Weise ablesen, wie sie Auskunft darüber gibt. Raphael Schwitter richtet ein Schlaglicht auf die Briefliteratur dieser Zeit und nimmt erstmals die von der älteren Forschung als Dekadenzphänomen gewertete Verdunkelung des sprachlichen Ausdrucks (obscuritas) als intendiertes epochenspezifisches Stilphänomen in den Blick. Er geht - auch im Vergleich mit anderen Gattungen - den soziokulturellen Ursachen, den politischen Motiven und den literaturästhetischen Paradigmen nach, die Autoren wie Sidonius Apollinaris (430/31-480/90 n. Chr.), Alcimus Ecdicius Avitus (Bf. von Vienne 494-518 n. Chr.) oder Magnus Felix Ennodius (473/74-521 n. Chr.) den Bruch mit den Stilprinzipien der klassischen Briefliteratur und den rhetorischen Lehrvorstellungen suchen liessen. Ausserdem nimmt der Autor mit der Grammatik, der Rhetorik und der Bibelhermeneutik die drei Diskursbereiche in den Blick, in denen dunkle Sprache traditionell relevant war. Dabei werden für die wissenschaftliche Erforschung der antiken und spätantiken Epistolographie methodologisch neue Wege beschritten.



Raphael Schwitter, Studium und Promotion an der Universität Zürich, zur Zeit mit einem Forschungsstipendium an den Monumenta Germaniae Historica in München. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die antike und spätantike Epistolographie, die karolingische Poesie und Hagiographie und der neulateinische Dialog.

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