Unbekannte Kandidaten bei unbedeutenden Wahlen? - Kandidateneffekte bei Kommunal- und Europawahlen im Vergleich

Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Politik - Politische Systeme allgemein und im Vergleich, Note: 1,3, Universität Rostock, Veranstaltung: Einführung in die empirische Wahlforschung, Sprache: Deutsch, Abstract: Martin Schulz und Hans-Gert Pöttering. Namen, die der europapolitisch interessierte Politikwissenschaftler mit den jetzigen und ehemaligen Vorsitzenden von zwei großen Fraktionen des Europaischen Parlamentes in Verbindung bringt. Namen, die der politisch durchschnittlich informierte Wähler in den seltensten Fällen überhaupt mit etwas in Verbindung bringen kann - obwohl beide bei der Wahl zum Europäischen Parlament am 07. Juni 2009 die Spitzenkandidaten ihrer Partei waren. So erreichte Hans-Gert Pöttering (CDU) wenige Tage vor der Europawahl einen Bekanntheitsgrad von 2% in einer repräsentativen Umfrage. Derartige Umfragewerte werfen die Fragen auf, wieso europäische Spitzenpolitiker in der Bevölkerung weitgehend unbekannt sind und inwiefern sie als Kandidaten deshalb überhaupt einen Einfluss auf das Ergebnis der Europawahlen haben können. Ein Erklärungsansatz dafür wird in der 'Ferne' der Arbeit des europäischen Parlaments zum politischen Alltag der Wähler gesehen. Demnach müssten gerade bei Kommunalwahlen die zur Wahl stehenden Personen von größter Bedeutung sein, auch wenn sich auf dieser Ebene eine äußerst geringe Wahlbeteiligung feststellen lässt. Gerade diese Unterschiede und Gemeinsamkeiten, die in der Wahrnehmung und im Einfluss der Kandidaten bei Kommunal- und Europawahlen existieren, gilt es im Folgenden zu untersuchen. Da am 07. Juni 2009 in Rostock zeitgleich die Wahlen zur Rostocker Bürgerschaft und zum Europäischen Parlament stattfanden, konnten unter gleichen Rahmenbedingungen Einstellungen zu den Kandidaten auf unterschiedlichen Ebenen erfragt werden. Dazu wurde in Rostock-Dierkow ein Exit-Poll mit 157 Wählern durchgeführt, auf dessen Ergebnisse in dieser Hausarbeit im Speziellen eingegangen wird. Zuvor werden die theoretischen Grundlagen der Kandidateneffekte auf kommunaler und europäischer Ebene näher erläutert, um die darauf aufbauenden Hypothesen überprüfen zu können. Auf Grund der geringen Bezugsmöglichkeiten zur Fachliteratur soll sich daher in der folgenden Argumentation insbesondere auf die Ergebnisse des Rostocker Exit-Polls gestützt und weiterführende Hypothesen zu den Kandidateneffekten bei Kommunal- und Europawahlen aufgestellt werden. Anhand dieser Erkenntnisse wird ausblickend überprüft, ob dem politischen Personal auf den untersuchten Ebenen in Zukunft eine größere Bedeutung in der politikwissenschaftlichen Analyse zugemessen werden sollte.

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