Uni, wie tickst Du?

Hochschulen in Deutschland sind strukturell und organisatorisch ähnlich aufgebaut. Dies hat bis heute den Blick dafür verstellt, dass einzelne Hochschulen sich in ihrer Binnenstruktur erheblich voneinander unterscheiden. Um Hochschulen vor übereilten Reformmaßnahmen und vor Steuerungsansätzen zu schützen, die der Logik der gewinn- und profitorientierten Unternehmenssteuerung entlehnt waren, hatten Hochschulforscher stärker im Blick, was Hochschulen zu einer ganz eigenen Organisationsart macht. Bis heute ist die einzelne Hochschulorganisation ein weitgehend blinder Fleck in der Hochschulforschung geblieben. Wer sein Augenmerk auf organisationskulturelle Charakteristika und informelle Spielregeln lenkt, kommt jedoch schnell zu der Erkenntnis, dass Hochschulen eine ausgeprägte organisationale Individualität haben und höchst unterschiedlich 'ticken'. Eine Kernaussage dieses Buches ist, dass Hochschulen sich hinsichtlich der an ihnen geltenden Werte maßgeblich voneinander unterscheiden. Beispiele für solche Unterschiede sind das Tempo und die Art und Weise, in der wichtige Entscheidungen getroffen werden, die Bereitschaft, sich an Leitungspersönlichkeiten auszurichten, der Umgang miteinander in kontroversen Situationen oder die Adaption staatlicher Steuerungsinstrumente. Im Rahmen einer empirischen Erhebung wurden erstmals gezielt organisationskulturelle und informelle Unterschiede an ausgewählten Universitäten erforscht. Die dargelegten Erkenntnisse liefern zukunftsweisende Impulse für die Hochschulmanagementforschung und stellen die universelle Wirksamkeit hochschulreformerischer Maßnahmen in Frage.

Ute Symanski ist Personal- und Organisationsentwicklerin. Sie war selbst lange Wissenschaftsmanagerin und hat sich in ihrer Arbeit als Beraterin und Coach auf Hochschulen und Wissenschaftsorganisationen spezialisiert. Sie ist Inhaberin der Firma Hochschulcoaching in Köln.