Untersuchung zur Zugehörigkeit von Arno Schmidts 'Schwarze Spiegel' (1951) und Marlen Haushofers 'Die Wand' (1963) zur Gattung der Robinsonade

Magisterarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Freie Universität Berlin (Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit möchte zeigen, dass Haushofers und Schmidts Texte nicht nur moderne Varianten der Robinsonade sind, sondern auch, dass Defoes Robinson Crusoe bereits das gesamte, in späteren Werken realisierte Variationspotenzial enthält. Die Wand und Schwarze Spiegel bieten sich für eine solche Untersuchung an, da sie eine ähnliche Grundsituation beschreiben, die auf ihre Vereinbarkeit mit der Robinsonade geprüft werden soll. Es soll gezeigt werden, dass es neben der in der Tradition Defoes stehenden Robinsonade 'moderne' Abwandlungen gibt, die auf derselben Vorlage basieren und dieselben Kriterien erfüllen. Dabei sollen Definitionsmerkmale der Robinsonade erarbeitet und diese von der Utopie abgegrenzt werden. Auch im 20. und 21. Jahrhundert ist Defoes Roman 'Robinson Crusoe' noch modern: William Goldings Lord of the Flies (1954), der Kinofilm Cast Away (2000) mit Tom Hanks und die US-Serie Lost (2004) sind nur einige Beispiele. Die Dramatik des Werks, das die einsame Existenz eines Einzelnen fern ab seiner Heimat im Kampf um sein Überleben beschreibt, rührt an den Urängsten jedes Menschen. Robinson Crusoe wird heutzutage fast ausschließlich als Kinderbuch wahrgenommen. Die Robinsonade gilt als Abenteuergeschichte, Defoes Roman als deren 'Stammvater'. Trotz dieser Einigkeit überrascht es, dass es keine allgemein gültige Definition gibt, die die Merkmale der Robinsonade festsetzt. Und so existieren beinahe ebenso viele Definitionsversuche wie Publikationen zu diesem Thema. Die herrschende Verwirrung wird sogar noch größer, wenn die Robinsonade mit der Utopie in Verbindung gebracht wird. Arno Schmidts Erzählung Schwarze Spiegel (1951) und Marlen Haushofers Roman Die Wand (1963) gehören zu den Texten, die von der Forschung bislang keiner der Gattungen eindeutig zugeordnet werden konnten. Die in Schwarze Spiegel und Die Wand beschriebene Einzelexistenz eines Individuums nach der totalen Vernichtung der Menschheit erinnert dabei nur noch wenig an das Inseldasein Robinsons. Viele Elemente, wie die Unmöglichkeit einer Rückkehr in die Zivilisation, werden als mit der Robinsonade unvereinbar betrachtet, während andere, wie die Überlebensbemühungen, dem Model des Robinson Crusoe zu entsprechen scheinen. Die radikalen Abweichungen vom vorgegebenen Handlungsmuster sind es, die die eindeutige Charakterisierung der Texte erschweren. Beide Werke werden daher häufig als Kompositionen aus Merkmalen von Robinsonade und Utopie charakterisiert.

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