Urbane Welten und ihre literarische Umsetzung in ausgewählten Texten der Moderne

Inhaltsangabe:Einleitung: Fragt man nach der Erfahrung der Großstadt, so wie sie sich in der Literatur niedergeschlagen hat, steht Rilkes Roman „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge” am Anfang dieser Entwicklung. Obwohl Rilke selbst aus einer Großstadt, nämlich Prag kam, hat er seine Erlebnisse in der Stadt Paris als ganz andere Welten empfunden als das, was er von Prag kannte. Dort war die Welt noch viel ruhiger und weniger durch moderne Technik geprägt. Dazu kam, daß Rilke auch in seiner Entwicklung mit dem Umzug nach Paris etwas Neues erfuhr, das seinen Blick prägte und was er in seiner Literatur auszudrücken versuchte. Andere Autoren dieser Zeit haben die Entfremdung viel weniger gespürt. Rilkes Protagonist hat die Literatur der Moderne wesentlich geprägt. Der Titelheld gilt als herausragendes Beispiel einer Begegnung des Einzelnen mit der Großstadt, im besonderen des sensiblen Intellektuellen, der sich in dieser Welt nicht mehr zurechtfindet. Deshalb wird es in dieser Arbeit zunächst um eine Analyse dieses Textes gehen. Erst daran anschließend wird von diesem Text aus ein Blick auf weitere Autoren und ihre Texte gewagt. Wenn man sich mit Großstadterfahrungen in der Literatur beschäftigt, muß gefragt werden, was denn darin zu bemerken ist. Auch hierin ist Rilkes Roman prägend. Er ist ein Schlüsseltext der Moderne. Die „Aufzeichnungen”, die der Protagonist zur Bewältigung seiner Erfahrungen anlegt, geben einen Einblick in die Mentalität und die Psyche eines Menschen, der nicht mehr in der Lage ist, in reflektierter Weise über sein Erleben nachzudenken. Deshalb ist es sinnvoll, die Art und Weise seiner Begegnung mit Paris genauer zu untersuchen. Dabei spielen Aspekte der Gattung des Tagebuchromans ebenso eine Rolle, wie die Untersuchung der Wahrnehmung des Helden und der Art und Weise, wie er seine Aufzeichnungen anlegt. Der Titel des Romans gibt bereits einige wesentliche Hinweise, um die es in der weiteren Untersuchung gehen muß, an: „Aufzeichnungen” sind eine nicht vorgeprägte Form, Dinge schriftlich festzuhalten. Als „Notizen” könnte man sie auch bezeichnen. Wenn der Titel von einem im Genitiv bezeichneten Protagonisten spricht, geht es mehr um die Aufzeichnung als um die Person. So wird des weiteren zu untersuchen sein, was die Stadt aus „Malte Laurids Brigge” gemacht hat, wie sich seine Erlebnisse auf seine Psyche und sein Schreiben auswirken. Die Fremdheit seines Namens verweist auf einen skandinavischen Hintergrund, der im Text [...]

Kirsten Spillner verfasst die vorliegende wissenschaftliche Arbeit vor dem Hintergrund der Studienfächer Germanistik, Romanistik sowie Deutsch als Fremdsprache. Der frühe Umgang mit der Kunst des Jugendstils und der obligatorische Aufenthalt in dem fremdsprachigen Frankreich führen dazu, die Sprachen Französisch und Deutsch miteinander zu verbinden. Es entsteht so eine Studienarbeit, die mit dem Blick des deutschsprachigen Rainer Maria Rilke auf die Metropole Paris beschäftigt. Das Motiv des Sehens ist in der Literatur der Jahrhundertwende sehr stark- ebenso, wie es auch der Philosophie und der Psychologie entspricht.

Weitere Produkte vom selben Autor