Utopia in Dystopia? - Untersuchungen zum utopischen Potenzial von Gegenwelten im dystopischen Roman

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Literaturwissenschaft - Allgemeines, Note: 1,3, Universität Augsburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Wenn Oscar Wilde in seinem 1891 erschienenen Essay The Soul of Man under Socialism das utopische Denken als grundlegendes Merkmal des Menschen festhält, so ist eine solche Aussage in der heutigen Gegenwart kaum mehr vorstellbar. Mit dem Ende des Realsozialismus in der Sowjetunion und den Staaten des Ostblocks scheint auch für die Utopie das Ende gekommen zu sein; das Wort 'utopisch' wird nur noch zur Bezeichnung wirklichkeitsfremder Spinnereien verwendet. Der Bedeutungsverlust des utopischen Denkens lässt sich dabei nicht erst seit der Epochenwende Anfang der neunziger Jahre feststellen, sondern beginnt bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Mit der Dystopie bildet sich Anfang des 20. Jahrhunderts eine neue literarische Gattung heraus, die anstatt des Entwurfs einer vollkommenen Gesellschaft das Schreckbild einer düsteren Zukunftswelt zeichnet, in der kein Platz für eine positive Alternative bleibt. Dass dies jedoch nur scheinbar der Fall ist, gerade auch in der Dystopie eine positive Utopie angelegt ist, will die vorliegende Arbeit zeigen. Ausgehend vom Begriff der 'Gegenwelt' soll an exemplarisch ausgewählten dystopischen Romanen untersucht werden, inwiefern den in den einzelnen Werken explizit dargestellten oder nur implizierten Alternativentwürfen ein utopisches Veränderungspotenzial zugesprochen werden kann. Als Quellengrundlage wurden dabei die Romane Wir von Jewgenij Samjatin (1920), Fahrenheit 451 von Ray Bradbury (1953) und Globalia von Jean-Christophe Rufin (2004) ausgewählt. [...] Im ersten Teil der Arbeit sollen zunächst die begrifflichen Grundlagen gelegt werden. Nach einer Klärung des in dieser Arbeit verwendeten Utopiebegriffs wird die Entwicklungsgeschichte von der Utopie zur Dystopie skizziert und eine Definition des Begriffs Dystopie erarbeitet. Anschließend wird ein Konstituentenkatalog gemeinsamer Strukturmerkmale von Utopien und Dystopien entwickelt. Daran anknüpfend wird der für diese Arbeit zentrale Begriff der Gegenwelt entwickelt. Der zweite Teil der Arbeit widmet sich der Inhaltsanalyse der ausgewählten dystopischen Romane. Nach einer kurzen Hinführung, in der der zeitgeschichtliche Kontext des jeweiligen Werks skizziert werden soll, wird die textnahe Interpretation im Vordergrund stehen. Vor der Analyse der Gegenwelten wird jeweils eine kurze Charakterisierung der dystopischen Welt des Romans stehen. Abschließend wird versucht, die Frage nach dem utopischen Potenzial dieser Gegenwelten zu beantworten.

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