Variationen des Märchens 'Dornröschen'. Ein kulturhistorischer Transformationsprozess

Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Germanistik), Veranstaltung: Märchen und Märchenforschung, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit soll die Entstehungsgeschichte der uns unter dem Namen 'Dornröschen' geläufigen Erzählung darlegen und den Einfluss des jeweiligen Zeitgeistes auf die narrative Struktur des Märchens vergleichend beschreiben. Ausgangspunkt bildet hierbei die erste schriftliche Quelle aus dem Jahr 1330, weiterhin werden das Märchen des neapolitanischen Dichters Giambattista Basile, 'Sonne, Mond und Talia', sowie die Geschichte 'Die schlafende Schöne im Walde' von Charles Perrault in die Betrachtung einbezogen. Die Geschichte des 'Dornröschen' ist eines der populärsten Märchen unseres Kulturkreises. Die im Jahr 1812 im ersten Band der Grimmschen 'Kinder- und Hausmärchen' enthaltene Fassung stellt die in Deutschland bis heute bekannteste Überlieferung des Dornröschenstoffes dar. Die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm begriffen die ihnen zugetragenen Märchen als durch das kollektive Gedächtnis oral tradierte Volkspoesie, welche Fragmente germanischer Mythologie enthält. Ihre Motivation für das Zusammentragen der Geschichten formulierten sie im Vorwort der im Jahr 1819 erschienenen zweiten Auflage folgendermaßen: 'Es war vielleicht gerade Zeit, diese Mährchen festzuhalten, da diejenigen, die sie bewahren sollen, immer seltener werden'. Viele der von den Grimms bearbeiteten und herausgegebenen Texte wurden jedoch bereits geraume Zeit vor dem Erscheinen ihrer Sammlung durch einzelne Autoren literarisiert, und auch die Grimms 'hatten ihre Kinder- und Hausmärchen [...] fast gänzlich am Schreibtisch komponiert'.