Verb-Dritt-Stellung in der Diachronie des Deutschen. Ausnahmefall oder eigenes Muster?

Studienarbeit aus dem Jahr 2022 im Fachbereich Germanistik - Sonstiges, Note: 3,0, , Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Verb-Dritt-Stellung im Deutschen. Fortlaufend als V3-Stellung genannt, bezeichnet diese eine Form der mehrfachen Vorfeldbesetzung, insbesondere das Vorangehen des finiten Verbs mit zwei oder mehr Konstituenten. Standarddeutsch oder auch Gegenwartsdeutsch gilt als Verb-Zweit-Sprache, somit steht vor dem finiten Verb nur eine Konstituente. Dennoch gibt es Sätze, bei denen das Vorfeld nicht nur mit einer Konstituente, sondern mit mindestens zwei Konstituenten belegt ist. Diese mehrfache Vorfeldbesetzung lässt sich nicht nur im Gegenwartsdeutschen, sondern auch in älteren Sprachstufen des Deutschen finden, obwohl bei allen dieser Sprachstufen eine generelle Verb-Zweit-Beschränkung gilt. Aus diesem Grund wird die V3-Stellung in den Sprachwissenschaften kontrovers debattiert, wobei die Frage nach der Wirklichkeit einer vorhandenen V3-Struktur zentral ist. Inwieweit diese Struktur als Phänomen und Ausnahmefall und inwieweit man syntaktisches Muster im Gegenwartsdeutschen wiederfinden kann, möchte ich in dieser Arbeit erörtern. Dazu werde ich anhand der Datenlage die Diachronie des Deutschen nutzen und ältere Sprachstufen heranziehen und die generelle Kontinuität dieses Phänomens beweisen. Zunächst möchte ich im folgenden Kapitel definieren, was unter Verb-Dritt-Stellung verstanden wird. Dazu werde ich auf Beispiele wie das Kiez-, Texas- und auch Standarddeutsche eingehen, in denen V3-Strukturen wieder zu finden sind. Im dritten Kapitel werden die Sprachstufen des Deutschen - Althoch-, Mittelhoch-, Frühneuhoch- und Gegenwartsdeutsch - in Bezug auf das Vorkommen von Verb-Dritt-Strukturen untersucht. Im letzten Teil werde ich die anhand der Analyse der Diachronie des Deutschen gewonnenen Ergebnisse zusammenfassend auf das Gegenwartsdeutsche beziehen.