Verbrechen der Wehrmacht

Der Katalog 'Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944' dokumentiert die gleichnamige Ausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung, die am 28. November 2001 in Berlin eröffnet wurde und bis März 2004 an elf Orten in Deutschland sowie in Wien und Luxemburg gezeigt wurde. Insgesamt sahen über 420.000 Menschen diese Ausstellung, die in der Öffentlichkeit zu heftigen Kontroversen führte. Der Krieg gegen die Sowjetunion unterschied sich von allen Kriegen der europäischen Moderne, auch von denen, die die deutsche Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges in anderen Ländern führte. Es war ein Krieg, der sich nicht nur gegen eine andere Armee, sondern auch gegen Teile der Zivilbevölkerung richtete. Die jüdische Bevölkerung sollte eliminiert, die nicht jüdische durch Hunger und Terror dezimiert und zur Zwangsarbeit eingesetzt werden. Dieses verbrecherische Vorgehen ergab sich nicht aus der Eskalation des Kriegsgeschehens, sondern war bereits Bestandteil der Kriegsplanungen. Ausgehend vom damals geltenden Kriegs- und Völkerrecht wird die Beteiligung der Wehrmacht an den im Zweiten Weltkrieg auf Kriegsschauplätzen im Osten und in Südosteuropa verübten Verbrechen in 10 Kapiteln untersucht: • Krieg und Recht • Kein Krieg im herkömmlichen Sinne • Völkermord • Sowjetische Soldaten in deutscher Kriegsgefangenschaft • Ernährungskrieg • Deportationen • Partisanenkrieg • Repressalien und Geiselerschießungen • Handlungsspielräume • Nachkriegszeit Die zahlreichen Dokumente der Ausstellung bewiesen die unmittelbare und systematische Beteiligung der Wehrmacht an vielen Massakern und Kriegsverbrechen und räumten mit dem Mythos einer angeblich 'sauberen' Wehrmacht auf. Bis heute wirkt der Umgang mit den strafrechtlichen, politischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Auseinandersetzungen dieser Organisation nach.

Das Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS) wurde 1984 von Jan Philipp Reemtsma gegründet. Seit April 2015 ist der Soziologe Wolfgang Knöbl Direktor des HIS. Das Institut hat sich von Anfang an mit Phänomenen der Makrogewalt beschäftigt und hierzu theoretisch fundierte und weithin rezipierte Analysebeiträge geliefert. Daneben beschäftigen sich die Geistes- und Sozialwissenschaftler_innen am HIS mit dem Verhältnis von Staatlichkeit und Demokratie bzw. mit Strukturmerkmalen des gegenwärtigen Kapitalismus.

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