Verführungstheorie, infantile Sexualität und »Inzest«

Anknüpfend an die Überlegungen J. Laplanches versucht der Autor eine Rekonstruktion der ursprünglichen Freudschen Theorie der Genese menschlicher Sexualität. Dazu muß zunächst die eigentümliche Ambivalenz von Verführungs- und Triebtheorie neu bedacht werden, wobei der Autor (wie Laplanche) für eine „allgemeine Verführungstheorie“ plädiert, die den traumatischen Ursprung menschlicher Sexualität aufzeigt. Für Freud galt Sexualität immer als ein „Angriff von innen", als ein innerer Fremdkörper, von dem eine „unhemmbare Erregung“ ausgeht, die das Ich niemals beherrschen, sondern allenfalls lenken und kanalisieren kann. Wird dieser dämonische Charakter menschlicher Sexualität nicht verdrängt, so werden Trieb und Trauma als zwei Seiten einer Medaille erkennbar, wobei die frühen Freudschen Konzepte der „Nachträglichkeit“ und der „Anlehnung“ dann zu zentralen Kategorien werden, die das Verhältnis zwischen „Verführung“ und infantiler Sexualität sowie zwischen Realität und Phantasie bestimmen. Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen ergeben sich neue Antworten auf die Frage nach der Wirkungsweise des sexuellen Mißbrauchs in der Kindheit.

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