Vergleich der Zerreißungsszenen in "Die Herrmannsschlacht" (1821) und in "Penthesilea" (1808) von Heinrich von Kleist

Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,8, Humboldt-Universität zu Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: 1. Einleitung Durch die Forschung ist unlängst bekannt, dass bei Heinrich von Kleist Gewalt und Sprache eine Einheit bilden. In dieser Arbeit soll jedoch gezeigt werden, wie Kleist ein Gewaltmotiv ¿ die Zerreißung, bzw. die Zerstückelung, die beide einen Prozess darstellen ¿ zweifach benutzt und es dabei nicht nur jeweils an die Sprache koppelt, sondern auch an Diskurse. Untersucht und verglichen werden soll die Zerreißung Achills durch Penthesilea (¿Penthesileä) mit der Zerstückelung Hallys durch Herrmann und Teuthold (¿Die Herrmannsschlacht¿). Das erste Kapitel wird sich mit der Sprache in beiden Dramen befassen. Dabei werden zuerst die Differenzen und dann die Gemeinsamkeiten untersucht werden. Festzustellen wird sein, dass die Sprache und der Einsatz von Sprache verständlicher Weise nie vom Inhalt und der angestrebten Darstellung des Inhalts, bzw. Positionierung zum Inhalt abgetrennt werden kann. Interessant wird weiterhin die Erkenntnis sein, dass Gewalt und Sprache auch hier wieder eine Einheit bilden, sowohl semantisch, als auch inhaltlich, doch dass die Sprache zwar grundlegende Differenzen aufweist, dennoch aber interessante Parallelen beinhaltet, die die Frage aufkommen lässt, ob Kleist vielleicht wirklich über seine einzelnen Werke hinaus mit bestimmten Wörtern, oder Metaphern arbeitet. Dieser Frage wird jedoch im Detail nicht nachgegangen werden können, da der Umfang dieser Arbeit dazu nicht den Platz bietet. Im zweiten Kapitel wird herauszufinden sein, dass mit diesem Gewaltmotiv, jeweils ein Diskurs aufgenommen wird, diese Diskurse sich jedoch grundlegend unterscheiden. In ¿Die Herrmannsschlacht¿ wird, obwohl die Episode der Hally relativ kurz ist, ein Diskurs über Vergewaltigungserzählungen aufgenommen. Aus Platzgründen soll sich hier besonders auf den Diskurs über die Verweigerung der körperlichen Darstellung von Vergewaltigungen konzentriert werden. In der ¿Penthesileä nimmt Kleist durch die Zerreißung und den Kannibalismus den Kantschen Diskurs des Geschmacks auf. Natürlich kann in beiden Texten auch ein Diskurs über Inskription in einen Körper durch Gewalt aufgezeigt werden. Wegen der sprachlichen Komponente dieses Diskurses, soll er jedoch bereits im ersten Kapitel angesprochen werden.