Der Raum der Stadt ist nicht nur ein Ort des Konsums, des Verkehrs, des Politischen oder des Wohnens, immer ist er auch ein akustischer Raum: ein Netz von Klängen, Bewegungen und Rhythmen an der Schnittstelle von Öffentlichem und Privatem, Individuellem und Kollektivem. Auf den Spuren der Brüche und Neuverhandlungen überkommener Wahrnehmungsmuster fragt der Sammelband Verortungen / Entortungen: Urbane Klangräume nach anderen Erfahrungsräumen des Urbanen und den Möglichkeiten einer Mikropolitik des Alltags. Vor dem Hintergrund einer zunehmend auch auf Klangdesign abzielenden Ästhetisierung dieses Alltags - beispielsweise umsatzfördernde Hintergrundmusik in Kaufhäusern oder die Eliminierung störender Stimmen in Wohngebieten - stellt sich die Frage nach dem ästhetischen, politischen und ethischen Potential von Sound Art heute in Relation zu Performance und Medienkunst. Was hören wir, wie hören wir und wie setzt uns das Hören in Bewegung oder in Beziehung zu Anderen? Verortungen / Entortungen: Urbane Klangräume greift die Allgegenwart des Klangs im urbanen Raum auf und fragt nach dem Ungehörten im Gehörten, dem Unbekannten im 'allzu' Bekannten. Im Mittelpunkt steht die Frage nach dem ästhetischen und politischen Potential künstlerisch-experimenteller Verhandlungen der Verhältnisse und Erfahrungsformen von Klang und Ort.

Michael Wehren ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Leipzig, wo er Theaterwissenschaft und Philosophie studierte und gegenwärtig über die Lehrstücke und das Fatzer-Fragment Bertolt Brechts sowie ihre heutige Produktivität promoviert. Er ist Mitglied der Theatergruppe friendly fire. Wehren veröffentlichte und hielt Vorträge u.a. zu Heiner Müller, Bertolt Brecht und heutigen Lesarten ihrer Arbeiten, Körperpolitik, Tanz und Chor. Regelmäßig schreibt er für die Zeitschrift Testcard. Beiträge zur Popgeschichte (Ventil). Er war zudem am D21 Kunstraum Leipzig kuratorisch tätig und organisierte das wissenschaftliche Symposion im Rahmen der Zweiten Mülheimer Fatzer Tage. Melanie Albrecht (M.A.), 1982 geb., ist Mitbegründerin der Theater- und Performancegruppe friendly fire, die mit wechselnden Teams Arbeiten an den Schnittstellen von Text, Performance und Installation realisiert. Sie studierte Theaterwissenschaft, Germanistik und Philosophie an der Universität Leipzig sowie Kunstgeschichte und Filmwissenschaft an der Universität Dublin in Irland. Kuratorische Tätigkeit im Rahmen des Kunstraums D21 sowie Leiterin einer Reihe von Workshops im Spinnwerk Leipzig. Für die Produktionsfirma Schmidtfilm war sie 2011 als Aufnahmeleiterin für Außendrehs (MDR Kultur) im Einsatz. Seit 2012 ist sie bei Radio Blau in Leipzig für Medienpartnerschaften zuständig sowie als Audiocutterin tätig.