Verschobene Wirbel - verschwommene Traditionen

Von allen nordamerikanischen heilkundlichen Subkulturen haben es in den letzten 100 Jahren nur Chiropraktik und Osteopathie erfolgreich über den 'Großen Teich' geschafft. Während die Osteopathie aber in einer Nische verharrt, schaffte es die chiropraktische Technik von einer kleinen Randgruppe innerhalb der Heilpraktikerschaft in die medizinische Orthodoxie hinein. Nach 1945 verwandelten interessierte Chirurgen und Internisten die von Laien dominierte Chiropraktik in die heute anerkannte 'Manuelle Medizin'. Gleichzeitig professionalisierten sich die Heilpraktiker ebenfalls - während parallel die nordamerikanische Chiropraktik im antibiotischen Zeitalter beinahe vom medizinischen Markt verdrängt wurde. Entscheidende Impulse erhielten die westdeutschen Ärzte mitten im Kalten Krieg aus der CSSR. Auch in der DDR gelang es den Anhängern einer 'manuellen Therapie' zu reüssieren. Erstmals wird mit diesem Band die Geschichte manueller Therapien im Spannungsfeld zwischen Ärzteschaft, Heilpraktikern, Patienten und amerikanischen Wegbereitern vorgestellt.



Florian Mildenberger, geb. 1973, ist seit 2010 im Rahmen eines Forschungsprojekts auch Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung. Seine Forschungsschwerpunkte sind Sexualgeschichte, Biophilosophie und die Geschichte komplementärer Heilweisen.

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