Verschwundene Umsiedler aus Bessarabien

Im Herbst 1940 wurden deutschstämmige Bewohner aus Bessarabien, der Dobrudscha und der Bukowina von den Nationalsozialisten ins Deutsche Reich umgesiedelt. Während die NS-Propaganda diese Umsiedlungsaktionen aus dem damaligen Rumänien öffentlich feierte, fanden zur selben Zeit die 'Euthanasie'-Morde der heimlichen staatlichen Krankenmord-'Aktion T4' statt. Wie wurde mit 'Volksdeutschen' in Bessarabien verfahren, die den Vorstellungen der NS-Volkstumspolitik nicht entsprachen? Diese Studie untersucht den Umgang mit sog. 'lebensunwertem Leben' bei den 'Heim ins Reich'-Umsiedlungen und stellt eine Pionierarbeit auf einem noch weitgehend unerforschten Feld dar.

Quellengrundlage für die Recherche ist der persönliche Nachlass einer damaligen Führerin der NS-Schwesternschaft aus dem Reichshauptamt für Volkswohlfahrt - im Jahr 2007 tauchten ein bis dahin unbekanntes Tagebuch, Fotos, Briefe und Berichte aus ihrem Umsiedlungseinsatz auf. Gleichzeitig ergab sich ein Gespräch mit dem damaligen Leiter des Umsiedlergesundheitsdienstes der Auslandabteilung der Reichsärztekammer.

Die akribische Spurensuche auf der Basis der entdeckten Quellen ermöglicht nun erstmals einen detailreichen Einblick in die Aufgabenverteilung zwischen dem männlichen und weiblichen medizinischen Personal der deutschen Umsiedlungskommission sowie den persönlichen Haltungen.

Doch beide hochrangigen Akteure schwiegen auffällig zur eigentlichen Frage. Die selektive Überlieferung hinterließ nachhaltige Lücken im kollektiven Erinnern an die 'Heim ins Reich'-Umsiedlungen. 'Verschwundene Umsiedler' waren lange Zeit ihre vergessenen Opfer.



Susanne Schlechter, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Deutschland.

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