Vertrauensspiele

Es gibt zuweilen Romane die so voller Atmosphäre stecken, dass sie in solcher Atmosphärik sich aufzulösen drohen. Manchmal hat man beim Lesen des Buchs von Ursula Erler diesen Eindruck. Denn man erlebt solchen intensiv atmosphärischen Prozess im Roman Vertrauensspiele. Die Handlung ist einfach und kompliziert zugleich: die tragische Geschichte zwischen einer verheirateten jungen Frau und einem um dreißig Jahre älteren Mann. Die Geschichte spielt zwischen zwei Ländern, zwischen Köln und dem französischen Charleville, Rimbauds Geburtsort. Man trifft sich und liebt sich, missversteht sich, und alles geht nicht gut aus. Der Mann nimmt sich das Leben und die Frau bleibt, das andere Leben memorierend, zurück. Sie erinnert nicht nur das Gemeinsame. Zum Gemeinsamen gehört sogleich und bis zuletzt das Missverstehen, das einander nicht erreichen. Dieses Nicht-Erreichbare wird von Ursula Erler in ihrem überaus lyrisch, sinnlich, empfindlich wahrgenommenen Monologspiel, diesem tragischen und unauffälligen Beziehungs- und Liebes- und Vertrauensspiel Anvertrauen genannt.

Im Nachlass von Ursula Erler, die im 1. Juli 2019 starb, befand sich der bisher unveröffentlichte Roman "Rendezvous". Er entstand 1982. Ursula Erler veröffentlichte neben Romanen "Die neue Sophie", "Lange Reise Zärtlichkeit", "Vertrauensspiele", "Rendezvous jenseits der Grenze", "Auch Ehen sind nur Liebesgeschichten" die Essaybände "Mütter in der BRD", "Zerstörung und Selbstzerstörung der Frau, Emanzipationskampf der Geschlechter auf Kosten des Kindes". Ursula Erler wurde 1942 in Köln geboren, sie heiratete 1968 und hat zwei Töchter geboren. Sie studierte in Köln und Bonn Germanistik, Theaterwissenschaft und Theologie. Ab 1970 engagierte sie sich in der Frauenbewegung.

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