Vicos Forschungsmethode in der Scienza Nuova in Abgrenzung gegen die kartesianische Methode

Examensarbeit aus dem Jahr 2019 im Fachbereich Philosophie - Theoretische (Erkenntnis, Wissenschaft, Logik, Sprache), Note: 1,3, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Philosophy), Veranstaltung: Giambattista Vico, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit soll eine Einführung in die revolutionäre Forschungsmethode Vicos in der "Neuen Wissenschaft" darstellen. Anhand einzelner, ausgewählter Passagen seiner Frühwerke wird hier der Anlass für Vicos philosophische Arbeit -die Ablehnung der kartesianischen Methode des Erkenntnisgewinns- dargelegt. Descartes Werk Meditationes de prima philosophia , welches den wissenschaftlichen Zeitgeist und die folgende Wissenschaftskultur bis heute entschieden geprägt hat, brachte Vico dazu ihr eine Alternative Methode gegenüberzustellen. Vico sah in der kartesianischen Methode eine große Gefahr für die Ausbildung der geistigen Fähigkeiten der Jugend. Sie sei nicht zweckmäßig, indem sie die Lernenden zu ¿dogmatischen Besserwissern werden¿ lasse, die ¿bar jeden gesunden Menschenverstandes [¿] unfähig [würden] in der Gesellschaft zu leben.¿ Seinem Hauptwerk Prinzipien einer neuen Wissenschaft über die gemeinsame Natur der Völker (im Folgenden Neue Wissenschaft abgekürzt) stellt Vico einen Schlüssel zum besseren Verständnis voran; die Pintura. Dieses von Vico in Auftrag gegebene Bild, soll den Inhalt des Buches zeigen. Es dient als Abbild dessen, was in der Neuen Wissenschaft sprachlich ermittelt wird; es ist ihr Symbol. Vicos Werk betont, im krassen Gegensatz zur Kartesianischen Methode, den Stellenwert von Gedächtnis, Fantasie und Scharfsinn beim Erkenntnisgewinn. Sie werden in der Pintura gezielt angesprochen, um ein tieferes Verständnis und ein besseres Erinnern der Inhalte zu ermöglichen. Besonders jenes erste Paar von Eigenschaften des menschlichen Geistes -Gedächtnis und Fantasie- zieht Vico heran, um die Entstehung der Welt der primitiven Völker zu erforschen und findet in ihnen das Fundament seiner Wissenschaft. Er stellt sich mit seinem Werk gegen den sich ausbreitenden Rationalismus kartesianischer Prägung, widmet sich ¿dem Studium der ¿Kindheit¿ der Völker zu und äußert die Ansicht, dass hier wie in der Kindheit der Individuen nicht die Vernunft, sondern die Phantasie im Vordergrund steht.¿ Die Relevanz kultureller Werke und ihre konstituierende Funktion für die sittliche Welt der Völker bildet die Neuausrichtung des viccianischen Denkens deutlich ab. Diesem Gebiet werden wir uns ausführlich im späteren Kapitel zum Verum ipsum factum widmen.