Virtualität, Simulation und Identität in Rainer Werner Fassbinders 'Welt am Draht'

Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Freie Universität Berlin (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie), Veranstaltung: Literatur und Film der 1970er Jahre, Sprache: Deutsch, Abstract: Gegenstand dieser Arbeit ist die Analyse von Rainer Werner Fassbinders Romanverfilmung Welt am Draht von 1973 hinsichtlich des Aspekts von Identität und ihrer Simulation im virtuellen Raum. Der Film ist relativ unbekannt (geblieben) und im Kontext der Auseinandersetzung mit den Werken des Neuen Deutschen Films kaum rezipiert worden. Dies liegt einerseits in der thematischen Ausrichtung dieses Science-Fiction-Films begründet: im Zentrum steht nicht etwa die ?übliche? kritische Auseinandersetzung mit der politischen und sozio-kulturellen Situation in Deutschland nach 1945 - wie etwa in Fassbinders Deutschland-Trilogie -, sondern der Status von Realität ansich steht hier zur Disposition. Realität wird hier im Kontext ihrer Simulation durch computergestützte Verfahren sowie ihren Rückwirkungen auf das Individuum neu verhandelt und umbewertet. Welt am Draht, den Tom Tykwer als »ein Prequel zu The Matrix« bezeichnete (vgl. Ballhaus/Tykwer 2003: 48), besitzt hinsichtlich der Aspekte virtueller Realität und Identität deutliche Bezüge zu aktuellen technologischen und sozialen Entwicklungen im Kontext des Internet, was die Wirkungen virtueller (Spiele-)Welten wie ego shooter oder MMORPGs1 auf das real life2 und die sich daran anschließenden Debatten anbelangt (Stichwort: ?Winnenden? und ?Killerspiel-Verbot?). Andererseits war das dreieinhalbstündige Epos bislang nicht auf Video oder DVD erhältlich, was den Zugang und somit Analyse des Werks erschwerte. Anlässlich der Welturaufführung der restaurierten Originalfassung von Fritz Langs Metropolis im Rahmen der Berlinale 2010 wurde auch Fassbinders Film unter Betreung von Michael Ballhaus restauriert, erneut aufgeführt und als Arthaus-Edition mit Bonusmaterial veröffentlicht, die die Grundlage dieser Arbeit bildet.