Vista Chinesa

Rio de Janeiro, 2014. Die Fußballweltmeisterschaft wird in Brasilien ausgetragen, die Olympischen Spiele 2016 werden folgen. Eine Atmosphäre voller Hoffnung und Euphorie prägt die Stadt. Júlia, eine junge Architektin, ist beauftragt, ein Projekt für das große Sportereignis zu realisieren. Kurz vor ihrer Präsentation im Rathaus läuft die begeisterte Joggerin zum berühmten Aussichtspunkt Vista Chinesa. Plötzlich spürt sie eine Waffe am Kopf und wird in die Tiefen des Regenwaldes gezwungen. Noch während der Mann sie vergewaltigt, rechnet sie mit ihrem Tot. Doch sie überlebt. Dem persönlichen Schmerz stehen die korrupten Polizeibeamten gegenüber, denen weniger an der psychologischen Lage der jungen Frau gelegen ist als am Erfolg ihrer Fahndung. .Júlia entscheidet, der Polizei nicht mehr zur Verfügung zu stehen. .Jahre später ist sie Mutter zweier Kinder. Sie spürt, sie muss ihnen erzählen, was ihr widerfahren ist, und vertraut sich ihrer Freundin Tatiana Salem Levy an. Gemeinsam machen sich die beiden Frauen an die Arbeit. Entstanden ist ein Buch, das mit äußerstem Feingefühl und so detailliert wie behutsam die wahre Begebenheit einer Vergewaltigung schildert. Vor dem Hintergrund des von Korruption geprägten Brasiliens wird die politische Dimension der Geschehnisse sichtbar.

Tatiana Salem Levy wurde 1979 in Portugal geboren. Ihre türkisch-jüdischen Großeltern emigrierten nach Brasilen, mussten aber während der Militärdiktatur nach Portugal fliehen. Aufgrund der Amnestie 1979 konnten sie zurückkehren. Salem Levy studierte Literaturwissenschaften in Rio de Janeiro, sie promovierte über Maurice Blanchot, Michel Foucault und Gilles Deleuze. Ihr Debütroman, A Chave de Casa, wurde zum Bestseller und in mehrere Sprachen übersetzt. The Independent zählt Tatiana Salem Levy zu den besten Autorinnen der gegenwärtigen brasilianischen Literatur, A Chave de Casa wurde vom Guardian zu einem der besten Bücher 2015 gekürt. Vista Chinesa ist ihr erster Roman in deutscher Übersetzung.