Völkermordmentalität. Doppelt-historische Erinnerung und Aktualität eines Syndroms

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Jura - Rechtsphilosophie, Rechtssoziologie, Rechtsgeschichte, , Sprache: Deutsch, Abstract: In der internationalen Forschungsliteratur ist seit der Buchveröffentlichung von Lifton/Markusen ¿genocidal mentality¿ als wissenschaftlicher Terminus, wenn auch ungebräuchlich, eingeführt. Er wird von diesen Sozialpsychologen als individuelle und/oder kollektive Disposition/en, die geeignet ist/sind, die ¿gesamte menschliche Bevölkerung¿ zu zerstören, umschrieben. Damit ist aus der Sicht genannter Autoren diese besondere und besonders destruktive Mentalität ein notwendiges Moment der Zerstörungspraxis allen menschlichen Lebens (¿omnicide¿) im atomaren Inferno, das auch Homocide (wörtlich: Menschheitsmord) genannt werden könnte. Demgegenüber benutze ich den deutschen Begriff Völkermordmentalität in doppelter Weise spezifischer: Einmal nicht übergreifend allgemein, sondern historisch. Und zum anderen nicht projiziert in denkbare Zukünfte, sondern bezogen auf reale Vergangenheiten, die gewiss, nach einem Wort des US-amerikanischen Autors William Faulkner, gerade wenn es um Genozidpolitik geht, nicht tot sind.