Vom Augusterlebnis zur Novemberrevolution

Fast 29 Milliarden Postsendungen wurden während des Ersten Weltkriegs verschickt, der deutlich größere Teil an die Front. Trotzdem erschienen bisher in Buchausgaben ausnahmslos Briefe »aus dem Felde'. Der vorliegende Band bricht gleich mehrfach mit den Publikationstraditionen: Ausgiebig werden erstmals auch Briefe aus der Heimat berücksichtigt, die von oft schwierigen, ja dramatischen Lebensumständen erzählen. Die Post von Kriegsgefangenen, die viele Jahre in teilweise exotischen Weltgegenden verbrachten (Indien, Afrika, Zentralasien), wird ebenso einbezogen, wie deutschsprachige Feldpost aus der k.u.k. Monarchie. Mehr als 20.000 Feldpostbriefe und -karten hat Jens Ebert in Archiven in Berlin, Stuttgart, Wien, Dresden, Darmstadt und Bremen gesichtet. In seiner Auswahl stehen stilistisch ausgefeilte Briefe aus dem Bildungsbürgertum oder Adel neben fehlerhaften Kurzmitteilungen ungeübter Briefschreiber, die in ihrer Hilflosigkeit und trockenen Offenheit oft besonders berührend sind. Die Kriegserfahrungen lesen sich in diesen Briefen nicht selten ganz anders, als sie zeitgenössisch in der Öffentlichkeit vermittelt wurden. Der Band gibt einen authentischen Einblick in die kollektive Gefühlswelt zur Zeit des Ersten Weltkriegs.

Jens Ebert, geb. 1959, studierte Germanistik und Geschichte in Berlin und Moskau und lebt als Publizist in Berlin. 1989-2001 Lehrtätigkeit an Universitäten in Berlin, Rom und Nairobi. Arbeiten für Presse, Rundfunk und Fernsehen. Veröffentlichungen zur Literatur-, Kultur- und Mentalitätsgeschichte des 20. Jahrhunderts.

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