Vom Werden, Sterben und Wieder Werden.

Das Werden, Sterben und Wieder Werden beginnt mit dem Werden, das nicht ohne ein bisschen Sterben stattfinden kann. Durch den kleinen Tod werden wir stärker mit dem Leben verbunden, weil wir Ja sagen müssen, Ja zum Werden und zum Leben. So gibt es einen Adler und eine Schlange, die durch ihren Kampf verbunden Werden. Ein Protagonist im Spiegelkabinett muss sich mit so mancher Wut auseinander setzen, um größer Werden zu können. Andere sehen sich plötzlich in einer Sackgasse, obwohl sie alles 'richtig' machten. Zur Umkehr gezwungen will sich aber noch nicht so recht ein Weg auftun. Womöglich werden diese Protagonisten etwas sterben lassen müssen um weiter Werden zu können, doch wir gönnen ihnen eine Verschnaufzeit. So kommen wir zur Phase des Sterbens. Der Tod ist nebulös, wir wissen, dass wir nicht an ihm vorbeikommen und das weiter-Werden, das dadurch-Werden, welches wir uns so sehr ersehnen, nur herbeigeahnt-Werden kann. Fast sachlich nähern wir uns dem Tod, vielleicht um Gefühlen zu entkommen, die uns dann doch überkommen. Die Natur hilft, was wir dort beobachten, sind wir vielleicht selber. Sachlichkeit entlastet, doch spendet sie nur wenig Trost, wenn ein geliebter Mensch stirbt und die Trauer alles Da-Sein bricht. Was wird er, wo ist er und wo bleiben wir? Die Trauer ist Teil des Sterbe-Prozesses und gewiss auch des Wieder-Werde-Prozesses. Zum Wieder-und Weiter-Werden können wir zunächst in neumondkalten Nächten aufatmen, ehe wir uns im Nebeldunst des Daseins wiederfinden. Immer weiser, immer tiefer, um noch mehr zu Werden. Und um endlich zu sein. Nachdem wir den langen Weg des Werdens und Sterbens gegangen sind, atmen wir also auf, wenn wir uns nun dem Leben zuwenden. Es erscheint fast humorig, sich mit den Alltagsquälereien zu beschäftigen. Doch... je länger wir dran bleiben, uns der Gewalt, den Natur-Katastrophen, dem Konsum, der Armut - kurz: dem Wahnsinn der Welt - stellen, uns aufreiben und verzweifeln, desto mehr sehnt es uns zurück zum Werden und Sterben und so beginnt der Kreislauf am Ende des Lebensalltages wieder von vorn.

Die Suche nach Frieden, Ästhetik und Humor prägten das Leben von Ina Thun und gewiss auch dieses Werk.