Vom unfreien Willen

Erasmus und Luther haben sich nie persönlich kennengelernt, korrespondierten jedoch mehr oder weniger öffentlich ab 1519 miteinander. Während Luther eine ''harte Linie'' gegen das aus seiner Sicht dekadente Papsttum der römisch-katholischen Kirche vertrat, setzte sich Erasmus für ''innere Reformen'' ein und bat Luther um Mäßigung. Auch in religiösen Fragen zeigten sich bald Unterschiede. Während Erasmus die These aufstellte, Gott habe dem Menschen einen freien Willen gegeben, zwischen dem Guten und dem Bösen zu wählen, der freilich nur mit Gottes Gnade wirksam werden könne, argumentierte Luther mit der Erbsünde und der Allmacht Gottes, durch die jede Tat des Menschen vorausbestimmt sei. Luther verglich den menschlichen Willen mit einem Pferd, ''das der Teufel reitet'' oder das Gott lenkt. Es sei unmöglich, einen der beiden Reiter loszuwerden, denn jedes menschliche Schicksal sei vorbestimmt und endet entweder in der Hölle oder im Himmel. Gottes Liebe und Hass seien ewig und unverrückbar, schrieb Luther in seiner Erwiderung an Erasmus, sie seien schon gewesen, ''ehe der Welt Grund gelegt ward'', noch ehe es einen Willen oder Werke des Willens gab. Martin Luther (1483-1546) war der theologische Urheber der Reformation. Erasmus von Rotterdam (1466-1536) war ein bedeutender europäischer Gelehrter des Humanismus. Er war Theologe, Philosoph, Philologe und Autor zahlreicher Bücher.

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