Von Lämmern in Wolfspelzen. Ökonomische und psychologische Verhaltensmodelle. Die Theorie der kognitiven Dissonanz

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich BWL - Sonstiges, Note: 1,0, Universität zu Köln (Wirtschafts- und Sozialpsychologie), Sprache: Deutsch, Abstract: 'Ich tue dies, weil ich ein absolut reines Gewissen habe' (Reschke, 2010). Als der erfolgreiche Fußballtrainer Christoph Daum im Oktober 2000 auf einer Pressekonferenz diesen Satz prägte, galt er als designierter Teamchef der deutschen Fußballnationalmannschaft. Anlass für die Aussage bot die Entnahme einer Haarprobe im Zusammenhang mit einer freiwilligen Drogenanalyse, die den Beweis von Daums Unschuld erbringen sollte. Zuvor war er verdächtigt worden, Kokain konsumiert zu haben. Zehn Tage nach besagter Pressekonferenz wurden die Ergebnisse der Haarprobe veröffentlicht und der Verdacht des Drogenmissbrauchs unzweifelhaft bestätigt. Eine prestigeträchtige Karriere als deutscher Bundestrainer war beendet, bevor sie begonnen hatte und Daum sah sich aufgrund des öffentlichen Drucks gezwungen, Deutschland in Richtung Florida zu verlassen (Reschke, 2010). Wie ist solches, scheinbar widersinniges, Verhalten erklärbar? Ökonomische Verhaltensmodelle tun sich schwer mit einer Interpretation des Handelns von Christoph Daum. Dessen Verhalten in Einklang bringen zu wollen mit dem eines rationalen und anreizorientierten Entscheiders (Diekmann, Eichner, Schmidt, & Voss, 2013), erscheint kaum möglich. Vorstellbar wäre dahingegen, dass Daum in Anbetracht eines sicheren Verlustes seiner Reputation bereit war, ein sehr großes Risiko einzugehen. Die Neue Erwartungstheorie (Prospect Theory), die ökonomische mit psychologischen Theorieelementen verbindet, könnte in diesem Fall dem Verständnis auf die Sprünge helfen (Kahneman & Tversky, 1979). Eine Möglichkeit Daums Verhalten aus der Perspektive psychologischer Motivationstheorie zu verstehen, bietet das Bedürfnis nach Anerkennung und Achtung (Maslow, 1970). Die negative Berichterstattung zu seiner Person könnte sonach einen Mangel dieses Bedürfnisses hervorgerufen und ihn zu dem Drogentest bewogen haben. Außerdem sollte die subjektive Sichtweise Daums, die maßgeblich bestimmt wird durch die Gegebenheiten der sozialen Umwelt, bei einer Verhaltensanalyse nicht vernachlässigt werden (Lewin, 1963). Diese subjektive Wirklichkeit zugrunde legend, kann insbesondere unter Einbezug der Theorie der kognitiven Dissonanz eine plausible Begründung für sein Verhalten gefunden werden. Im April 2013 legte Daum in einem Interview mit der überregionalen Tageszeitung 'Die Welt' dar, wie der Drogenkonsum und die damit verbundenen Lügen seinen innersten Überzeugungen zutiefst widersprochen haben (Gartenschläger, 2013)...