Von Tschwirik und Tschwirka

Lyrik versucht etwas von dem festzuhalten, was über Menschensprache hinausgeht. Das gilt für Olga Martynovas neuen Gedichtband umso mehr, als Tschwirik und Tschwirka wohl eine Art Vogelsprache sprechen, jedenfalls aus dem 'Roman über Papageien' hervorgegangen und einigermaßen überraschend in der Lyrik gelandet sind. Wie der Roman 'Sogar Papageien überleben uns' sprechen auch diese Gedichte von der Zeit, von der Vergänglichkeit und von Sinn und Unsinn, Themen, um die das Werk der Oberiuten, der letzten Vertreter der russischen Moderne in den 30er Jahren, kreist - und einem ihrer Protagonisten, Alexander Wwedenskij (1904-1941), ist in diesem Band sogar ein ganzer, zehnteiliger Zyklus gewidmet.Gelungene Gedichte befreien - und es ist tatsächlich äußerst befreiend und erstaunlich, wie sich Olga Martynova mit Witz und Skepsis über die Welt, wie wir sie erklärt bekommen, hinwegsetzt und neue Regeln erfindet, neue Gesetzmäßigkeiten, die die bekannte Welt auf neue Art einrichtet: Fort ist der Sommer gesegelt / auf unerwartetem Besen. / Fraß das untere Licht und stellte sich / als Schüssel voll Beeren ab auf dem Tisch.Der Band enthält die drei Teile 'Verse von Rom' (geschrieben nach einem gemeinsamen Rom-Aufenthalt mit der Petersburger Dichterin Jelena Schwarz, 2001), 'Wwedenskij' und den jüngsten und längsten Zyklus 'Von Tschwirik und Tschwirka'.

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