Von der ¿Zwangserziehung¿ zur ¿Jugendwohlfahrt¿

Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Didaktik - Allgemeine Didaktik, Erziehungsziele, Methoden, Philipps-Universität Marburg (Institut für Erziehungswissenschaften), Veranstaltung: Jugendkriminalität - Erziehung statt Strafe, Sprache: Deutsch, Abstract: ¿Ohne Vorwarnung wird anderen Kindern mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Damit nicht genug: Man zieht anschließend seinen Gürtel aus dem Hosenbund und schlägt damit wahllos auf das Opfer ein. Es folgen bald weitere Bedrohungen und Raubtaten. Der erzieherische Handlungsbedar ist offensichtlich" (Heisig (2010): Das Ende der Geduld, S. 73). In ihrem kürzlich erschienenen Buch schildert die ehemalige Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig Szenen jugendlicher Gewalttätigkeiten. Sie nimmt dies zum Anlass, erzieherische Maßnahmen zu fordern, um gegen jugendliche Straftäter anzukommen. Das Thema Jugendkriminalität ist imzuge dieser Buchveröffentlichung kontrovers diskutiert worden in der Öffentichkeit. Diese Diskussion sei hier insofern aufgegriffen, als dass die aufkommenden Fragen auch die Problematik dieser Arbeit umreißen: Woher kommt (Jugend-)Kriminalität? Was tun mit jugendlichen Straftätern? Gibt es ¿aussichtslose Fälle¿? Wenn es so etwas gibt, wie geht man mit diesen um? Dass das Phänomen Kriminalität wahrscheinlich genauso alt ist wie die Menschheit, behaupten die einen und lassen wenig Hoffnung, dass sich daran in Zukunft etwas ändert (Entziehen sie damit der Sozialpädagogik zum Teil ihre ¿ wie sich zeigen wird - historische Legitimationsgrundlage?). Dass es unter ganz bestimmten lebensweltlichen Bedingungen entstehen kann, behaupten die anderen. Eben auf diese Denkweise gründet sich zum Teil auch die moderne Sozialpädagogik. Ihre Anfänge sollen im Rahmen dieser Arbeit mit dem besonderen Fokus auf den Umgang mit Jugendkriminalität nachgezeichnet werden. Kirsten Heisig plädiert für einen konsequenteren Umgang mit jugendlichen Straftätern. Obwohl sie eine Problematik aufgreift, die in der hier untersuchten Epoche 1870 ¿ 1930 in Deutschland noch gar keine Rolle spielt (das Problem jugendlicher Krimineller mit Migrationshintergrund), können einige ihrer Gedankenstränge bereits in den damaligen fürsorgerischen Debatten wiedergefunden werden. So spricht sie sich als Jugendrichterin in erster Linie für einen erst unterstützenden und später regulierenden Eingriff in das Leben von Kindern/ Jugendlichen aus (Vgl. Heisig (2010): Das Ende der Geduld, S. 127) und lässt Parallelen zur sozialpädagogischen Debatte des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts erkennen, wie sich im Folgenden zeigen soll.