Vorlesungen zu Hegels Philosophie der Moral, des Staates und der Geschichte

Band 16 der Nachgelassenen Manuskripte und Texte präsentiert Vorlesungsmanuskripte zu Hegels Philosophie aus Cassirers Emigrationszeit. Aus den englischen Jahren (1933-1935) enthält der Band das Manuskript der Vorlesung »The Moral Theory of Hegel«, die Cassirer 1934 am Oxforder All Souls College gehalten hat. Außerdem sind zwei Manuskripte aus der Zeit in Yale (1941-1944) zu Hegels Philosophie der Geschichte (1941/42) und zu seiner Staatstheorie (1942/43) abgedruckt. In der Vorlesung, die den Zusammenhang von Moral und Sittlichkeit bei Hegel behandelt, setzt sich Cassirer ausführlich mit Hegels Staatslehre auseinander und zieht fortlaufend Vergleiche zur Moral- und Staatsphilosophie Kants. Bei aller Kritik am absoluten Idealismus verteidigt Cassirer Hegel gegen zeitgenössische Rezipienten wie etwa Rudolf Haym. Er behandelt zudem Hegels System nicht in der fragmentierten Form, wie es sie in der philosophischen Auseinandersetzung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angenommen hat, sondern rekonstruiert seine Philosophie in ihrer originären Gestalt. Außerdem weist er nach, dass es sich bei Hegels Denken nicht einfach um die Weiterentwicklung und Vollendung Kantischer Ideen, sondern um eine originäre Philosophie mit ganz eigenen Grundprinzipien handelt. Die Vorlesung verfolgt die Absicht, den Ort und die Rolle der vielfach kontrovers in Anspruch genommenen Moral- und Staatslehre Hegels in der zeitgenössischen Philosophie zu bestimmen.

Ernst Cassirer wird 1874 in Breslau geboren. Er studiert Jura, Literatur und Philosophie in Berlin, wechselt aber dann nach Marburg und schließt sich der Marburger Schule des Neukantianismus an. 1899 erfolgt die Promotion mit einer Schrift über Descartes bei Paul Natorp. Nach seiner Habilitation 1906 hält Cassirer als Privatdozent Lehrveranstaltungen in Berlin und folgt dann 1919 einem Ruf an die neugegründete Universität in Hamburg. Hier kommt es zu einer außerordentlich fruchtbaren Zusammenarbeit mit der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg, in der der Grundstein für die Entwicklung seines Hauptwerkes Die Philosophie der symbolischen Formen gelegt wird. In diesem dreibändigen Werk (1923-29) wird der Entwurf einer systematischen Philosophie der Kultur unternommen. Dem Begriff der symbolischen Formen, in denen sich menschliches Erleben mit Hilfe z. B. von Sprache, Kunst, Mythen oder Wissenschaft ausdrückt, kommt dabei die Funktion zu, einen geistigen Bedeutungsgehalt mit einem sinnlichen Zeichen zu verknüpfen. Kultur ist in diesem Zusammenhang die Sinnschöpfung des Menschen durch Symbole, was dem Umstand Rechnung trägt, daß es auch primitivere Formen der Welterkenntnis gibt.1933 emigriert Ernst Cassirer über England nach Schweden und nimmt die schwedische Staatsbürgerschaft an. Acht Jahre später übersiedelt er mit seiner Frau und drei Kindern nach Amerika, wo er bis zu seinem Tod 1945 verschiedene Lehrtätigkeiten ausübt.

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Language and Myth Ernst Cassirer

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