Wahlprognosen im Internet

Inhaltsangabe:Gang der Untersuchung: Das erste Kapitel führt in die Thematik der Wahlforschung ein und beschreibt Modernisierungsprozesse, die zu einem grundlegenden Wandel des Wahlverhaltens in der Bundesrepublik Deutschland geführt haben. Die ersten Jahrzehnte nach dem II.Weltkrieg waren geprägt von einer hohen politischen Stabilität, die auf feste Bindungen der großen Volksparteien an entsprechende sozialstrukturelle Formationen zurückzuführen sind. Das Wahlverhalten war weitgehend von milieuspezifischen Verhaltensmustern vorformuliert. Beginnend mit dem sozialen Aufstieg breiter Schichten und der Bildungsexpansion der 50er und 60er Jahre hat ein umfassender Strukturwandel eingesetzt, der zu einer weitgehenden Erosion subkultureller Klassenidentitäten und einer Pluralisierung von Lebensentwürfen geführt hat. Entsprechend ist das individuelle Wahlverhalten heute nicht mehr vornehmlich sozialstrukturell geprägt und daher wechselhaft. Wahlergebnisse schwanken weit mehr als noch vor wenigen Jahrzehnten und erschweren es damit der klassischen Demoskopie, die politische Stimmung adäquat zu erfassen, wenn sie mit Klassen- und Schichtungsmodellen operiert, deren Gehalt „angesichts von Differenzierungs- und Pluralisierungstendenzen“ zunehmend in Frage gestellt werden kann. Klassische Methoden der Wahlforschung stehen im zweiten Kapitel im Mittelpunkt der Betrachtung. Voran gestellt ist eine historische Betrachtung der Wahlgeographie, deren Ziel es war, das Wahlverhalten geodeterministisch interpretieren zu können. Die statistische Aggregatdatenanalyse schließt an die Erkenntnisse der Wahlgeographie an, entwickelt aber neue Messinstrumente, deren Grundlage sozialstrukturelle Merkmale sind, die auch heute noch weitgehend verwendet werden, um das Wahlverhalten aus dem sozialen Kontext heraus zu erklären. Die Ergebnisse von Aggregatdatenanalysen finden als Zeitreihenanalysen Verwendung, um längerfristigen politischen Wandel zu erklären und dienen als Gewichtungsinstrumente bei der Interpretation von modernen Wahlumfragen. Die Öffentlichkeit nimmt heute die Wahlforschung weitgehend als Wissenschaft wahr, deren Arbeitsgebiet es ist, Wahlprognosen aus Umfragedaten zu erstellen. Für die akademische Wahlforschung spielt die Erstellung von Wahlprognosen eine eher untergeordnete Rolle, nicht aber für die kommerzielle Meinungsforschung, deren Methoden im Zentrum des dritten Kapitels stehen. Um umfragebasierte Wahlprognosen beurteilen zu können soll gezeigt [...]

Markus Tiesmeyer, Studium der Sozialwissenschaften an der Universität Osnabrück. Abschluss im Jahr 2004 als Diplom Sozialwirt. Gründungsmitglied der Forschungsgruppe Internetwahlen, dort tätig bis 2005. Derzeit tätig als IT-Administrator an der Universität Osnabrück und selbständiger Webdesigner.

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