Wahrnehmung und Erinnerung in Walter Benjamins "Berliner Kindheit um neunzehnhundert" und der "Lehre vom Ähnlichen"

Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (Deutsche Philologie), Veranstaltung: Schrift und Bild bei Walter Benjamin (Hauptseminar), Sprache: Deutsch, Abstract: Im Gegensatz zu der Unbekanntheit in seinen letzten Lebensjahren, die Walter Benjamin im Exil verbrachte, gehört sein Werk ¿mittlerweile zum Grundinventar der geisteswissenschaftlichen Diskurse¿. Dabei wurde auf sehr unterschiedliche Weise versucht, der thematischen und formalen Heterogenität und Reichhaltigkeit in den Arbeiten Benjamins Rechnung zu tragen. In der Folge kam es zu einer breiten Auseinandersetzung mit Benjamin, die fast alle geisteswissenschaftlichen Fächer ergriff und dazu führte, dass sich die verschiedensten theoretischen Richtungen auf ihn berufen. Die vorliegende Untersuchung wird die beiden eng zusammenhängenden Arbeiten Benjamins, die Berliner Kindheit um neunzehnhundert und die spätere Sprachphilosophie Lehre vom Ähnlichen und Über das mimetische Vermögen zum Gegenstand haben. In der Forschung wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass es Parallelen und Zusammenhänge zwischen diesen beiden Arbeiten gibt. Es wird herausgearbeitet, wie die Auseinandersetzung Benjamins mit dem eigenen Schreiben im Zusammenhang mit der Berliner Kindheit zu der theoretischen Formulierung einer Sprachtheorie in der Lehre vom Ähnlichen geführt hat. Zu diesem Zwecke werde ich zunächst die Erkenntnisse von Sigmund Freud und Jean Piaget zusammenfassen, da diese großen Einfluss auf die Berliner Kindheit hatten. Im folgenden werde ich zeigen, inwiefern sich diese beiden Arbeiten auf die literarische Umsetzung der Kindheitserinnerungen ausgewirkt haben. Im letzten Abschnitt wird dann eine Brücke zur Sprachtheorie geschlagen, in der aufgrund der Diskrepanz zwischen der Erinnerung des Erwachsenen und der Wahrnehmung des Kindes eine ontogenetische Entwicklung des mimetischen Vermögens konstatiert wird. Diese Entwicklung findet nach Benjamin eine Entsprechung in der phylogentischen Dimension des mimetischen Vermögens und bildet somit einen Ansatz für die Sprachtheorie.

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