Wahrnehmung und Wirkung von öffentlichen Erinnerungsräumen

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Soziologie - Sonstiges, Note: 1,1, FernUniversität Hagen (Soziologie), Sprache: Deutsch, Abstract: ¿Wenn ich hier langgehe, und es kommen die Gedanken an die grausame Zeit, dann habe ich das Gefühl, meine Eltern, sämtliche Freundinnen und alle Verwandten, die ich in der Schoa verloren habe, sind hier begraben, und ich bin ihnen ganz nah.¿ (Inge Borck in Kühn, 2010). Diese Aussage einer Überlebenden des Holocausts beim Besuch des ¿Denkmals für die ermordeten Juden Europas¿ beschreibt, welche individuellen Emotionen beim Durchschreiten eines Raumes ausgelöst werden können, wenn er mit Erinnerungen in Beziehung gesetzt werden kann. Aber können solche individuellen Wahrnehmungen auch Auswirkungen auf die Gesellschaft haben? Kann man mit dem Raumkonzept eines öffentlichen Raumes die Erinnerungen an geschichtliche Ereignisse der Vergangenheit lebendig halten und somit auch künftige Generationen daran teilhaben lassen? Diese Fragen sind vor allem dann von großer Bedeutung, wenn es sich um die Erinnerung an die Opfer von grausamen Verbrechen durch die Allgemeinheit handelt, deren Andenken vor einer Wiederholung solcher Taten warnen soll. Relevant ist das Thema auch, da im speziellen für die Zeit des Nationalsozialismus die Generation der Zeitzeugen auszusterben beginnt und somit ein unwiederbringlicher Verlust an persönlichen Erinnerungen bevorsteht. Zentrale Frage der vorliegenden Bachelorarbeit ist, welche Arten der Wahrnehmung bei der Begehung öffentlicher Erinnerungsräume Auswirkungen auf das Individuum und auf die Gesellschaft haben können. Zur Beantwortung dieser Frage muss zuerst geklärt werden, welche Voraussetzungen auf die Wahrnehmung eines Erinnerungsraums Einfluss nehmen und analysiert werden, welche unterschiedlichen Arten der Wahrnehmung möglich sind. Im ersten Teil der Bachelorarbeit wird auf den theoretischen Hintergrund für die Beantwortung der Fragestellungen eingegangen. Hier wird von drei soziologischen Basistheorien ausgegangen und diese im Zusammenhang zueinander gestellt. Es handelt sich erstens um die Theorien des kollektiven Bewusstseins (Durkheim, 1988) und des kollektiven Gedächtnisses (Halbwachs, 1967), zweitens um die Theorien zur ¿Soziologie der Emotionen¿ (Flam, 2002) und drittens um eine Theorie der Raumsoziologie (Löw, 2000).