Waldorfpädagogik in kritischer Betrachtung

Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Pädagogik - Reformpädagogik, Note: 1,3, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Institut für Erziehungswissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Die von Rudolf Steiner (1861-1925) entwickelte Anthroposophie (von griech.: anthropos=Mensch) stellt die Grundlage der Waldorfpädagogik dar. Steiner war überzeugt, dass der Bereich des Geistigen im Menschen ebenso objektiv erfaßbar sei wie der der sinnlichen Wahrnehmung. Aus diesem Grunde entwickelte er Methoden, mit deren Hilfe auch das Übersinnliche nachzuvollziehen sei. Das Ergebnis seiner Studien ist das, was Steiner 'moderne Geisteswissenschaft' nannte, die Anthroposophie. Ihr liegt die Unterteilung des Menschen in vier Wesensglieder zugrunde: Demnach besitzt der Mensch den Körper (physischer Leib), den ätherischen Leib, von dem die Lebenskraft ausgeht (Äther- oder Lebensleib), das Bewußtsein schaffende, emotionale Innenleben (Astral-, Seelen- oder Empfindungsleib) sowie das übergeordnete, geistige Ich, das die Einzigartigkeit jedes Menschen begründet, die Individualität. Diese vier Systeme stehen laut Steiner in enger Verbindung zueinander, wobei Leib, Seele und Geist einer ständigen Wechselbeziehung unterworfen sind. Nach anthroposophischer Lehre fügen sich die vier Wesensglieder des Menschen in Sieben-Jahres-Rhythmen nach und nach zusammen. So tritt mit der Geburt der physische Leib hervor, der in den folgenden Jahren der weiteren Ausgestaltung bedarf. Die kindliche körperliche Entwicklung wird entscheidend mitgeprägt durch die Wahrnehmung und Nachahmung von Umwelteinflüssen, auf die die großen Entwicklungsschritte des Gehens und Sprechens - mitsamt ihren Konsequenzen für den Körperbau - zurückzuführen sind. Durch die Wahrnehmung seiner gehenden und kommunizierenden Mitmenschen und durch die eigene Willenskraft, es ihnen gleich zu tun, eignet sich das Kind sowohl die aufrechte Haltung als auch darauf folgend das Sprechen an: es lernt, seinen Leib durch seinen Willen zu beherrschen. Durch das über die Sinne Wahrgenommene bauen Seele und Geist also am Leib mit. Nach dem Zahnwechsel im Alter von rund sieben Jahren erwacht der ätherische, zeitliche Leib. Nun entfaltet sich laut Steiner das Vorstellungs- und Erinnerungsvermögen des Kindes und es kommt zu einer verstärkten Gefühlsreifung. Das Kind wird sich der Einzigartigkeit und Wirklichkeit seiner eigenen Biographie in der Zeit bewußt. Es will sich selbst in der Welt wahrnehmen, strebt danach, in einem kreativen Akt Sinnzusammenhänge von Erscheinungen eigentätig zu ergründen.