Walther von der Vogelweide - Alterslyrik am Beispiel: Fro welt ir sult dem wirte sagen (Lachmann 100,24)

Studienarbeit aus dem Jahr 1998 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 3, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (Lehrstuhl für Ältere Deutsche Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Hauptseminar Walther von der Vogelweide, Alterslyrik, Sprache: Deutsch, Abstract: Das literarische Gesamtwerk Walthers von der Vogelweide lässt sich im wesentlichen in folgende drei Bereiche unterteilen: Minnesang, Sangspruchdichtung und verschiedene Lieder. Der Komplex ¿verschiedene Lieder¿ umfasst einen sog. Leich, diverse Lieder zum Thema Kreuzzug bzw. Heiliges Land und die Alterslyrik, also Gedichte aus Walthers späterer Schaffenszeit. Aus dieser sind besonders die ¿Weltklagelieder¿ hervorzuheben. Diese ,,Spätdichtung entzieht sich teilweise der üblichen Unterscheidung von Minnelied und Spruch. Das beruht nicht so sehr auf der Fragwürdigkeit dieser Kategorien als auf der Reife eines persönlich gewordenen dichterischen Vermögens, das die Grenzen überspielt und kühn die verschiedenen Bereiche sich transzendieren und berühren lässt, vor allem auch: Geistliches und Weltliches neu in Beziehung setzt und als Ganzes zu verantworten sucht."1, so Max Werli. Die ¿Weltklage¿ ist kein fester Stofftypus, sondern ein vielmehr ein Komplex von Motiven, welche in wechselnder Beleuchtung erscheinen und gerade in dieser Bedeutungsbreite erlauben, sich über gattungstypische Grenzen hinwegzusetzen und so zu einer neuartigen poetischen Selbstbesinnung zu kommen. In Walthers Alterslyrik gibt es mehrere Lieder, in denen der Dichter seine Sicht und Einstellung gegenüber der Welt kundtut. Walther von der Vogelweide kann ohne Zweifel als der erste Dichter gesehen werden, der das Bild von der doppelseitigen ¿Frau Welt¿ des hochmittelalterlichen Menschen, von der höfischen Vorderseite und der negativen Kehrseite2 , in die deutsche Dichtung einführte. Im Rahmen dieser Abhandlung wird Walthers Weltabsagelied ,,Frô Welt ir sult dem wirte sagen", Lachmann 100,24 näher untersucht, da sich dieses Gedicht durch die Personifikation der ¿Frau Welt¿ im wesentlichen von den übrigen ¿Weltklageliedern¿ unterscheidet. Den Schwerpunkt dabei bildet eine möglichst textgetreue Übertragung ins Neuhochdeutsche und die Interpretation der einzelnen Strophen, sowohl textimmanent, als auch im historischen Kontext. Des Weiteren stehen eine metrische Analyse sowie der Blick auf die Rezeptionsgeschichte insbesondere im Bereich der darstellenden Kunst, der Frau-Welt-Motivik im Zentrum dieser Arbeit. [...]