Wandlungen im Unbewußten. Gedanken zu O. Marquards Werk »Transzendentaler Idealismus – Romantische Naturphilosophie – Psychoanalyse«
Autor: | Rainer J. Kaus; Johannes Heinrichs |
---|---|
EAN: | 0009410025204 |
eBook Format: | |
Sprache: | Deutsch |
Produktart: | eBook |
Veröffentlichungsdatum: | 01.01.1990 |
Untertitel: | Jahrbuch der Psychoanalyse 25 |
Kategorie: | |
Schlagworte: | Psychoanalyse und Transzendentalphilosophie |
18,00 €*
Versandkostenfrei
Die Verfügbarkeit wird nach ihrer Bestellung bei uns geprüft.
Bücher sind in der Regel innerhalb von 1-2 Werktagen abholbereit.
Die Freudsehe Psychoanalyse steht in einer fundamentalen Analogie zu der von Kant begründeten Transzendentalphilosophie, insofern beide die unbewußten „Bedingungen der Möglichkeit" von Bewußtseinsakten untersuchen. Dieser genetische (genealogische) Aspekt ist in der Psychoanalyse allerdings primär zeitlich, individualgeschichtlich, in der Transzendentalphilosophie (Reflexionsphilosophie) primär strukturelllogisch. Das Unbewußte ist in beiden Fällen ein Bewußtseins-Unbewußtes. In der von Schelling inaugurierten romantischen Naturphilosophie kommt jedoch ein grundsätzlich anderer Unbewußtseins-Begriff zum Tragen, der „Idealismus der Natur", ein organisch-seelisches Unbewußtes. An dieses knüpft Freud - entgegen der These von O. Marquard – mit seiner naturwissenschaftlich-rationalistischen Mentalität gerade nicht an. Allerdings ist bei Freud ein organismischer Begriff des Unbewußt-Seelischen von dem operational leitenden Verdrängungs-Unbewußten zu unterscheiden. Die Verhältnisbestimmung von Transzendentalphilosophie, romantischer Naturphilosophie und Psychoanalyse fällt demnach ganz anders aus als bei Marquard. Vor allem dessen Behauptung von einer unvermeidlichen „Wiederkehr des Psychologismus" beruht auf einem ungeprüften historistischen Vorurteil. Wohl entsteht die wichtige Frage, ob die heute gängige Rede vom Unbewußten nicht eine unreflektierte Abwendung vom Freudschen operationalen und eine Hinwendung zum romantischen Begriff des Unbewußten darstellt, deren Einseitigkeit nachteilig wäre. Dies scheint spätestens auf manche humanistische Strömungen in der Psychotherapie zuzutreffen.