Warum hat das niemand erzählt?

Welche Geheimnisse verbergen sich hinter dem Schweigen mancher Familienmitglieder? Welche Erfahrungen werden verdrängt, welche Schicksale geraten im Laufe der Zeit in Vergessenheit? Die Sozialwissenschaftlerin und Publizistin Sibylle Plogstedt begibt sich auf eine spannende Reise durch ihre Familiengeschichte, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht und ein facettenreiches Zeitporträt darstellt. Der industrielle Aufstieg ins Großbürgertum ging mit den Wirtschaftskrisen und Weltkriegen verloren. Schwer fällt der Autorin die Erkenntnis, dass ihre Mutter Chefsekretärin hoher SS-Offiziere in Riga und Bromberg war. Dagegen stand das Schicksal ihres Onkels, der in Stalingrad zum Tode verurteilt wurde, weil er an der Front zum Frieden aufrief. Innerhalb der Familie entstand Misstrauen zwischen Nazis und ihren GegnerInnen. Kontakte rissen ab. Und es gab Opfer wie den bekannten Mathematiker Gerhard Gentzen, der 1945 in einer Zelle am Karlsplatz verhungerte - ebenjenem Gerichtsgebäude, in dem Sibylle Plogstedt in Prag selbst 1970 zu politischer Haft verurteilt wurde.