Was passiert in Resende?

Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Politik - Thema: Frieden und Konflikte, Sicherheit, Note: 1,0, Technische Universität Darmstadt, Sprache: Deutsch, Abstract: Brasilien gehört zu den Staaten mit der größten Landmasse und der größten Bevölkerung der Erde. Seit Jahrzehnten versucht die brasilianische politische Elite, ihrem Land den gebührenden Platz auf der Bühne der Weltpolitik zu verschaffen. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gehören indes Kernwaffenbesitz und Großmachtstatus weitgehend untrennbar zusammen. Ein militärisches Atomprogramm mit dem Ziel des Erwerbs von Kernwaffen wurde nach dem Übergang von der Militärdiktatur zur Demokratie zwar aufgegeben. Die Arbeiten an Ultrazentrifugen zur Urananreicherung gingen jedoch weiter. 2003 eröffnete Brasilien schließlich das erste Modul einer Urananreicherungsanlage in Resende. Offiziell dient diese Anlage kommerziellen Zwecken, doch es bestehen erhebliche Zweifel an der Rentabilität. Brasilien gestattet den Inspektoren der IAEA nur begrenzten Zugang zur Zentrifugenhalle und verhüllt Teile der Zentrifugen. Zudem hat Brasilien das IAEA-Zusatzprotokoll bis heute nicht unterschrieben. Diese Heimlichtuerei führte zusammen mit einer zunehmend selbstbewussteren Rhetorik der brasilianischen Regierung unter Lula da Silva zu Befürchtungen, Brasilien könnte entgegen aller Beteuerungen und vertraglicher Zusagen erneut nach Kernwaffen streben. Diese Arbeit stellt einen grundlegenden Überblick über das brasilianische Atomprogramm dar. Sie bietet zunächst einen historischen Abriss über die Geschichte des brasilianischen Atomprogramms: die Anfänge, die Rolle des brasilianisch-deutschen Kooperationsabkommens von 1975 sowie das militärische Parallelprogramm. Darüber hinaus wird die gegenwärtige brasilianische Energiepolitik beschrieben und Daten und Fakten zum zivilen Nuklearprogramm geliefert. Vor dem Hintergrund der wichtigsten internationalen Vereinbarungen, in welche das brasilianische Atomprogramm eingebettet ist (bzw. im Fall des IAEA-Zusatzprotokolls eben nicht) geht es schließlich um die entscheidende Frage: Welche Ziele verfolgt Brasilien mit der Urananreicherung? Abschließend folgt eine Einschätzung der Rolle Brasiliens als emerging power und des möglichen Einflusses auf die nukleare Weltordnung im 21. Jahrhundert.