Wasser in Animationsfilmen

Die vorliegende Arbeit leistet anhand einer Motivstudie, der Untersuchung von Wasser in Animationsfilmen, einen Beitrag zur Erforschung des Animationsfilms als eigenständige und zunehmend wichtige Form innerhalb der Filmwissenschaft. Das animierte Wasser sickert überall hinein. Als Meer und Regen, in Flüssen, Trinkgläsern und Kanälen bahnt es sich seinen Weg durch die Geschichten. Animiertes Wasser spiegelt seine Umgebung wieder, bringt Mauern und Wände zum Bersten, überflutet die Welt oder beruhigt durch den Rhythmus der gleichmäßig ans Ufer rollenden Wellen. Animiertes Wasser kann in einfachen Strichen gezeichnet, in kräftigen Farben gemalt oder täuschend echt physikalisch simuliert sein. Die Ästhetik reicht von fotorealistischem Wasser, das aussieht wie real gefilmt, über Wasser in unterschiedlich schillernden Farben bis hin zu monochromen, abstrahierten Darstellungen, die nur im Erzählzusammenhang als Wasser gelesen werden können. Das animierte Wasser schwemmt die Spuren der Herstellung an die Oberfläche der animierten Bilder und schafft so einen Zugang zu verborgenen Bereichen und Zusammenhängen in den Filmen. In der Auseinandersetzung mit dem animierten Wasser tritt die tiefgehende technische, philosophische und ästhetische Reflexion zutage, die in den Filmen steckt. In den Wasseranimationen, also im Motiv, der Struktur und dem Herstellungsprozess des animierten Wassers, verdichten die Animationsfilme die vielfältigen Bedeutungsebenen von Wasser und von Animation. Somit leistet diese Arbeit einen Beitrag zur Erforschung des Animationsfilms aus phänomenologischer, kulturwissenschaftlicher und filmwissenschaftlicher Perspektive, und formuliert gleichzeitig Gedanken zur Philosophie des Wassers als transformatorisches, flüchtiges und zugleich stofflich erfahrbares, omnipräsentes Element.

Tina Ohnmacht studierte neuere deutsche Literaturwissenschaft, englische und amerikanische Literaturwissenschaft und Kunst- und Medienwissenschaft in Konstanz und am Trinity College Dublin. Danach war sie Volontärin bei der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg/Filmförderung. Seit 2002 arbeitet sie am Animationsinstitut der Filmakademie Baden-Württemberg, zunächst als künstlerisch-wissenschaftliche Assistentin, dann als Studienkoordinatorin / Head of Studies für die Bereiche Animation und Interaktive Medien. Außerdem war sie von 2003 bis 2005 mitverantwortlich für die Programm-koordination der FMX conference. Zur Zeit ist sie als freie Projektbetreuerin für die studentischen Diplomprojekte und als Gastdozentin für Animationsgeschichte an der Filmakademie tätig und verantwortet das internationale EU-geförderte Weiterbildungsprogramm Animation Sans Frontières. Seit Frühjahr 2015 arbeitet sie außerdem an ihrer Dissertation am Lehrstuhl für Medienwissenschaft (Prof. Dr. Susanne Marschall) in Tübingen.