Weiterbildung und Mitarbeiterbindung

Mit der zunehmenden Forderung nach lebenslangem Lernen und der Förderung der Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitnehmern steigt die Relevanz betrieblicher Weiterbildung. Weiterbildung ist aus Unternehmenssicht eine lohnenswerte Investition, wenn die Produktivität der Mitarbeiter gesteigert wird. Allerdings sind Bildungsinvestitionen mit Unsicherheit behaftet, da sich bei qualifizierten Mitarbeitern die Abwanderungsgefahr erhöhen kann. Die Arbeit untersucht, wie sich betriebliche Weiterbildung auf die Mitarbeiterbindung auswirkt. Zwei theoretische Perspektiven, die Humankapital- und die Sozialtauschtheorie, werden integriert, indem verschiedene Arten der Weiterbildung differenziert werden und Bindung als multidimensionales Konstrukt betrachtet wird. Die Datenbasis für die empirische Studie bildet ein Unternehmen, das während der Kurzarbeitsperiode 2009 - 2010 ein Weiterbildungsprogramm (Qualifizierung während Kurzarbeit) initiierte. Mit einer schriftlichen Mitarbeiterbefragung wurden Daten zu 358 Weiterbildungsteilnehmern und -nichtteilnehmern erhoben. Die Ergebnisse zeigen, dass die Teilnahme an Weiterbildung die Bindung grundsätzlich nicht reduziert. Schätzungen, die mittels Instrumentvariablen eine mögliche Teilnehmerselektion berücksichtigen, deuten auf eine Stärkung der Bindung hin. Weiterhin zeigt sich, dass Weiterbildung Bindung verstärken kann, insbesondere bei arbeitsplatznahen und in der Freizeit verwertbaren Weiterbildungen. Die Auswertungen legen nahe, dass Weiterbildung in Krisenzeiten sinnvoll ist und dass ein breites und offenes Schulungsangebot die Weiterbildungskultur im Unternehmen fördern kann.

Johanna Flore, Jahrgang 1984, studierte an der Universität Paderborn Interna­tional Business Studies mit dem Schwerpunkt Personalwirtschaft. Im Jahr 2013 wurde sie an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Paderborn zum Dr. rer. pol. promoviert.