Weltstädte und ihre Bewohner.

Robert Michels legt Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts in der Schweiz eine Reihe von Städteporträts vor, in denen er sich essayistisch dem Thema »Weltstädte und ihre Bewohner« widmete. Im Gegensatz zu anderen Soziologen seiner Zeit wie Simmel, Sombart und Weber war er nicht an einer Theorie zur Entstehung der Stadt interessiert, obwohl auch er über die Ursprünge der jeweiligen Stadt Auskunft gab, sondern sein phänomenologischer Blick hielt die Eigentümlichkeiten der jeweiligen Stadt fest. So gelingen ihm anschauliche Miniaturen, die ebenso amüsant wie lehrreich sind und die heute in der Zeit der »urban studies«, in denen der Begriff die »Weltstadt« durch den der »global city« ersetzt ist, als ein Beispiel der frühen Stadtsoziologie gelesen werden können.

Rolf Rieß studierte Geschichte, Germanistik und Soziologie in Regensburg, Bielefeld und München. Er arbeitet als Gymnasiallehrer und veröffentlichte Aufsätze zu Werner Sombart, Robert Michels, Gustav Schmoller und Adolf Wagner. Bei Duncker & Humblot gab er folgende Werke heraus: »Ludwig Feuchtwanger, Gesammelte Aufsätze zur jüdischen Geschichte« sowie »Carl Schmitt - Ludwig Feuchtwanger: Briefwechsel 1918-1935«, zusammen mit Reinhard Mehring »Auf der Suche nach dem Wesen des Judentums. Beiträge zur Grundlegung der jüdischen Geschichte« (Berlin, 2011). Zuletzt Robert Michels »Der Patriotismus« (Berlin, 2013). Robert Michels, 1876-1936, studierte Nationalökonomie in Paris, München, Leipzig und Halle. Er promovierte 1900 bei Gustav Droysen jun. an der Universität Halle-Wittenberg. 1901 trat er in die italienische Partito Socialista Italiano (PSI) und 1903 in die SPD ein. Seit 1907 wand er sich der revolutionären syndiaklistischen Richtung des Sozialismus zu. Er veröffentlichte zahlreiche wichtige Beiträge zur Soziologie des Parteiwesens, darunter sein bedeutendes Werk zum »ehernen Gesetz der Oligarchie« von 1911. Michels unterhielt eine freundschaftliche Beziehung zu Max Weber. Seit 1907 zog sich Michels aus der praktischen politischen Tätigkeit für die italienische und deutsche Sozialdemokratie zurück. 1913 erhielt er die italienische Staatsbürgerschaft und bekannte sich seither zunehmend zum italienischen Nationalismus und Patriotismus. 1922 trat er in die Partito Nazionale Fascista ein und lehrte als Titularprofessor für Nationalökonomie an der Universität Turin und der faschistischen Parteihochschule in Perugia.

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