Wem die Amsel ein Lied schenkt

Nach jahrzehntelangen Erfahrungen mit dem Schamanismus in Theorie und Praxis war es der Autorin ein Anliegen, in dem vorliegenden Buch mögliche Wirkmechanismen des Schamanisierens aufzuzeigen. Dazu setzt sie das Schamanisieren in Beziehung zur neuen Quantenphysik, zur Kunst, zur Psychoanalyse und zur Landschaft. Das Interesse am Schamanismus in unserer heutigen Kultur im Wandel ist das Resultat eines gerade stattfindenden Paradigmenwechsels, weg vom Objekt hin zum Prozess. Das Schamanisieren als Performance übt deshalb eine grosse Faszination aus. Beim Vergleich des alten mit dem neuen Schamanismus fällt besonders der fortschreitende Weg in eine immer niedrigschwelligere Praxis auf. Einst erfolgte die Berufung zum Schamanen durch die Schamanenkrankheit. Zwar tritt dieses archetypische Phänomen auch heute noch auf, doch die drastischen Nahtoderlebnisse kontrastieren mit den sanften schamanischen Ausbildungswegen und Praktiken des New Age Schamanismus. Der New Age Schamanimus benutzt abgewandelte Formen das traditionellen Schamanismus, hat aber seine Wurzeln vor allem in der katathymen Imaginationstherapie und dem Yoga. Gefahren lauern bei allen schamanischen (und spiritistischen) Praktiken, wenn der Aspekt des Dienstes am Anderen reiner Sensations- und Machbarkeitslust weicht, ein 'Verehrungwürdiges Höchstes' fehlt und das Tun dem (unbewussten) Ziel der Egostabilisierung dient. Abschließend behandelt die Autorin die Frage, welche Werte, Erkenntniswege und Praktiken vom traditionellen Schamanismus sinnvoll in unser Leben integriert werden können. Altruismus, die Verbindung mit dem Land und eine fließende Spiritualität, die nicht zum Objekt erstarrt, sind die zentralen Punkte.

Dagmar Falarzik wurde 1953 geboren. Zahlreiche Reisen und Tätigkeiten für ein ethnologisches Museum, ein Ethnologiestudium und eine Heilpraktikerausbildung, die Auseinandersetzung mit zeigenössischer Kunst und mit der modernen Physik bilden den Hintergrund für ihr Ziel, in geistige Räume anderer Kulturen vorzudringen und ihrem Streben nach dem, was man einmal Bewusstseinserweiterung nannte. Ihr Interesse für den Schamanismus führte sie unter anderem in ein Lakota (Sioux) Reservat, wo sie siebeneinhalb Jahre lebte, die Sprache lernte und an allen spirituellen Zeremonien teilnahm. Nicht 'teilnehmender Beobachter' sein, sondern 'going native' (so weit, wie möglich) war ihr Ziel. Für den Broterwerb arbeitete sie als Galerieassistentin, als Restauratorin und an der Konzeption von Ausstellungen für ein ethnologisches Museum (Deutschland) mit, als Leiterin eines erlebnispädagogischen Projekts (Italien), als Betreuerin in einem Heim für geistig behinderte Menschen (Deutschland), und als Putzfrau in der Schweiz, wo sie heute lebt.

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