Die etablierte internationale Ordnung der vergangen 25 Jahre ist aus den Fugen: Nach den Hoffnungen auf eine Art 'ewigen Frieden' nach Ende der bipolaren Weltordnung und dem kurzen 'unipolaren Moment' durch die allein dominierende USA scheinen etablierte Paradigmen wie Multilateralismus und 'Global Governance' unter die Räder zu kommen. Gleichzeitig ist die Steuerungsfähigkeit, nicht nur seitens der Staaten, in vielen Bereichen der Weltpolitik bestenfalls fragwürdig. Dies ist angesichts der massiven Ungleichverteilung von Lebens- und Entwicklungschancen sowie vor dem Hintergrund zahlreicher Krisen und Konflikte ein deprimierender Befund. Die Frage nach internationaler Ordnung ist damit (erneut) in den Fokus der internationalen Politik geraten. Die Liste an Herausforderungen ist lang: Klimawandel, Ressourcenknappheit, Flüchtlingsbewegungen, transnationaler Terrorismus, Verbreitung von Massenvernichtungswaffen, ungebändigte globale Finanzmärkte, regionale Konflikte (allen voran die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten), Rückkehr zur Konfrontation mit Russland usw. Dabei zeigt sich immer deutlicher die Interdependenz in einer globalisierten Welt, in der es keine 'Komfortzonen' mehr gibt, in denen die 'Probleme der anderen' weitgehend ignoriert werden könnten. Noch befördert werden diese Problemlagen durch die Machtverschiebungen im internationalen System, die ihrerseits eine Reihe von Fragen aufwerfen: Werden die neuen Großmächte wie China und Indien in einer solchen multipolaren Weltordnung die etablierten Instrumente weiterhin mittragen, sogar stärken - oder aber ignorieren und ihrerseits Alternativen schaffen? Geraten die Vereinten Nationen als traditionelle Steuerungsinstanz der Weltpolitik zunehmend ins Abseits? Welche Rolle kann der 'Westen' - auch mit Hinblick auf die geostrategische Neuorientierung der USA - in einem solchen Gefüge einnehmen? Diese Ausgabe von POLITIKUM fragt danach, wie die Welt heute geordnet ist bzw.

Prof. Dr. Tobias Debiel ist Professor für Internationale Beziehungen, Außen- und Entwicklungspolitik, Direktor des Instituts für Entwicklung und Frieden und des Käte Hamburger Kollegs / Centre for Global Cooperation Research. Prof. Dr. Sven Bernhard Gareis ist Deputy Dean am George C. Marshall Center in Garmisch-Partenkirchen und lehrt Politikwissenschaft an der Universität Münster. Dr. Patrick Keller ist Koordinator für Außen- und Sicherheitspolitik der Konrad-Adenauer-Stiftung. Er vertritt in diesem Beitrag seine persönliche Auffassung. Prof. Dr. Joachim Krause lehrt Politikwissenschaft an der Universität Kiel und ist Direktor des dortigen Instituts für Sicherheitspolitik (ISPK). Prof. Dr. Andreas Nölke lehrt Politikwissenschaft mit den Schwerpunkten Internationale Beziehungen und Internationale Politische Ökonomie an der Goethe Universität in Frankfurt am Main. Patricia Rinck ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Käte Hamburger Kolleg / Centre for Global Cooperation Research sowie am Institut für Entwicklung und Frieden der Universität Duisburg-Essen. Dr. Manuela Scheuermann lehrt Politikwissenschaft an der Universität Würzburg. PD Dr. Maximilian Terhalle lehrt als Reader in International Politics an der University of Winchester in Großbritannien. Gabriele Woidelko ist Osteuropa­historikerin und Slawistin und leitet bei der Körber-Stiftung in Hamburg den Arbeitsschwerpunkt 'Russland in Europa'.