Wie autonom ist die böse Tat? Zum Verhältnis von Willensfreiheit und Moral bei Kant und Ricoeur

Der vorliegende Beitrag untersucht die Beziehung zwischen der freiheitlichen Autonomie und dem moralischen Bösen anhand des Denkens von Kant und Ricoeur. Kant ist bekannt als Denker der Autonomie. Zugleich spricht er vom natürlichen Hang zum Bösen, den jeder Mensch in sich vorfindet. Ricoeur analysiert das Böse mit Hilfe einer empirischen Anthropologie des Willens und einer Interpretation der Symbolik des Bösen in der biblischen Fallgeschichte. Ricoeur unterstreicht insbesondere die Motive der Unfreiheit des Willens und des Tragischen. Der Beitrag zeigt, dass beide Denker auf der einen Seite die heteronome Seite des moralischen Bösen thematisieren, andererseits aber jede Art von Heteronomie stets in der Autonomie verankern. Die böse Tat muss also als eine autonome Tat verstanden werden.This paper examines the relationship between autonomy of the will and moral evil on the basis of the thought of Kant and Ricoeur. Kant is known as a thinker of autonomy. At the same time, he speaks of the natural propensity to evil that every human being finds within himself. Ricoeur analyzes evil by means of an empirical anthropology of the will and an interpretation of the symbolism of evil in the biblical story of the fall. Ricoeur emphasizes in particular the motifs of the unfreedom of the will and the tragic. The article shows that both thinkers address, on the one hand, the heteronomous side of moral evil, but on the other hand always anchor any kind of heteronomy in autonomy. The evil act must therefore be understood as an autonomous act.

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