Wie beeinflusst das Kapital den Menschen am Beispiel von Brechts Drama "Der gute Mensch von Sezuan"

Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,3, Universität Potsdam, Sprache: Deutsch, Abstract: Neben seinem großen Einfluss auf die moderne Dichtung gilt Bertold Brecht als einer der bedeutendsten Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Zeit seines Lebens standen Dramen im Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens. Das moderne Drama verdankt seine Entwicklung unter anderem Brechts Wirken rund um das experimentelle Theater. Bertold Brechts Werke sind bekannt für seine sehr ausdrucksvolle Sprache und behandeln fast immer gesellschaftliche Fragen seiner Zeit. So gestaltet ¿Der gute Mensch von Sezuan¿ den Gegensatz von Markt und Menschlichkeit. Entstanden ist das Stück im Wesentlichen im Exil zwischen den Jahren 1939 ¿ 1941. In seinem Drama, welches als Parabel angelegt ist, verarbeitet Brecht seine Erfahrungen mit dem aufkommenden Nationalsozialismus sowie der wirtschaftlichen Not in der Weimarer Republik. Kritiker Brechts sehen in dem Stück vor allem einen Angriff gegen die christliche Religion. Zu Beginn des Dramas kommen drei Götter auf die Erde, um den Klagen der Menschen an ihrer Weltordnung nachzugehen. In ihrem Beschluss heißt es, ¿die Welt kann bleiben, wie sie ist, wenn genügend gute Menschen gefunden werden, die ein menschenwürdiges Dasein leben können.¿ Schnell wird deutlich, dass sie den Beschluss nicht erfüllen können, wodurch ihnen letztendlich ein Mensch genüge sein muss. In der Prostituierten Shen Te glauben die Götter ihren guten Menschen gefunden zu haben. Die Götter statten sie mit einem kleinen Kapital aus und ermahnen sie zum Gutsein. Doch gerade weil sie versucht, gut zu sein, droht sie zu scheitern. Nur dadurch, dass sie sich als ihr böser Vetter Shui Ta ausgibt, der mit Härte und unsauberen Mitteln agiert, gelingt es ihr, ihr Überleben zu sichern. Zum Ende des Dramas muss sie ihre Doppelrolle den Göttern preisgeben und bekennt: Euer einstiger Befehl / Gut zu sein und doch zu leben / Zerriß mich wie ein Blitz in zwei Hälften. Ich / Weiß nicht, wie es kam: gut sein zu andern / Und zu mir konnte ich nicht zugleich / [¿] Für eure großen Pläne, ihr Götter / War ich armer Mensch zu klein. Das Drama spielt in der fiktiven Hauptstadt Sezuan, in der Arbeitslosigkeit und Verarmung allgegenwärtig sind. Bereits zu Beginn des Dramas wird die Stadt als halb europäisiert charakterisiert. Das erklärt auch, warum Rückständigkeit und Fortschritt nebeneinander existieren...