Wie das Bindungsverhalten des Kindes durch die Traumatisierung eines Elternteils beeinflusst werden kann

Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Pädagogik - Pädagogische Psychologie, Note: 1,3, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit untersucht den Prozess der Traumatisierung eines Elternteils und seinen Einfluss auf das Bindungsverhalten des Kindes. Die Bindungstheorie gehört zu den meistdiskutierten Theorien der Erziehungswissenschaft. Diese Theorie geht auf ihren Begründer John Bowlby und seine Vorstellungen im Jahr 1940 zurück. Angeregt durch die Kritik an Watson, welcher sich gegen das 'Verhätscheln und Verzärteln' von Säuglingen und Kleinkindern durch ihre Mütter geäußert hatte, veröffentlichte Bowlby 1958 einen Aufsatz, der die Bedeutung der Bindung zwischen Mutter und Kind in den Blick nahm. Darin stellte er unter anderem die negativen Folgen einer frühen Trennung von Mutter und Kind dar. Heute, knapp 80 Jahre später, besteht ein wissenschaftlicher Konsens darüber, dass die Bindung zwischen Eltern und ihren Kindern einen grundlegenden Faktor für deren gesunde Entwicklung darstellt. Unterschiedliche Entwicklungstheorien greifen den Aspekt der Bindung als ersten großen Entwicklungsschritt auf. E. H. Erikson geht in seinem psychosozialen Entwicklungsmodell beispielsweise davon aus, dass die Entwicklung des Urvertrauens die erste Hürde darstellt. Wird dieser Schritt erfolgreich bewältigt, das Urvertrauen etabliert, kann das Kind sich an den nächsten Schritt wagen. Ein sicheres Bindungsverhalten dient dem Kind als Basis, um seine Umgebung zu erkunden und Neues zu entdecken. Wenn die Grundbedürfnisse des Säuglings nach körperlicher Nähe, Fürsorge und Liebe, nicht gestillt werden, kann dies zu einem unsicheren oder desorganisierten Bindungsverhalten führen. In diesem Zustand zeigt das Kind ein sehr ambivalentes Verhalten gegenüber anderen Personen. Es konnte keine sichere Bindung zu einer bestimmten Bezugsperson aufbauen und agiert daher ziellos und widersprüchlich. Ein unsicheres oder desorganisiertes Bindungsverhalten stellt zudem einen Risikofaktor für die Ausbildung psychischer Störungen dar.