Wie die Monate das Jahr

Myriam, die Ich-Erzählerin hat sich für ein Jahr von ihrer Arbeit als Werbegrafikerin zurückgezogen; sie will zeichnen. Sie 'zeichnet mit der Seele' und vergewissert sich dabei ihrer selbst. Ganz anders fühlt und lebt Max Leiser, Inhaber einer Werbeagentur, Myriams Auftraggeber und männlicher Antipode - für ihn ist 'die Welt ein Schachbrett'. Als Max verreist, berichtet Myriam in Briefen von ihrer Arbeit an den Zeichnungen zum mittelalterlichen Barden Oswald von Wolkenstein, in dem sie Max spiegelt und sich ihm nähert - so wie anderen Gestalten der Wolkensteinlegende. Anita Pichlers dreigeteilte Erzählung, erstmals 1989 erschienen, ist eine schillernde, mehrschichtige Szenenfolge aus kleinen Prosasegmenten. Hier bildet sich Gegenwart in der Vergangenheit ab, Myriam verwebt die Begebenheiten aus ihrem Alltag mit den Geschichten um Oswald von Wolkenstein und den ladinischen Legenden.

Anita Pichler, 1948 in Schenna/Südtirol geboren, gestorben 1997. Mit 17 Jahren verließ sie ihren Herkunftsort und lebte in Triest. Sprach- und Literaturstudium in Venedig. 1978 Umzug nach Ostberlin, ab 1982 Universitätslektorin in Venedig, ab 1986 freie Schriftstellerin zwischen Venedig, Wien, Berlin, Südtirol.

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